Sie ziehen in der Nacht durch Quartierstrassen und durch Dörfer - und suchen nach Beute in Autos, Garagen und Häusern. Eine Gruppe von hochaktiven Asylsuchenden aus den Maghreb-Staaten beschäftigt die Polizei.
Die Täter sind oft in Bundesasylzentren untergebracht, haben einen negativen Asylentscheid und reisen nächtelang kreuz und quer durch die Schweiz.
Autofenster eingeschlagen
Vor wenigen Tagen zogen Diebe durch die Thurgauer Gemeinden Müllheim und Wigoltingen. Bei Marco Bitzer haben die Täter mitten in der Nacht eine Autoscheibe eingeschlagen. «Man hat einfach ein mulmiges Gefühl, was einem gehört, ist nicht mehr sicher. Das ist nicht schön», sagt Marco Bitzer der «Rundschau». Die Täter zogen weiter – ohne Diebesgut.
Bei Dominic Forny aus Müllheim wollten Täter ins Haus eindringen. Das hat er am nächsten Morgen auf der Überwachungskamera gesehen. «Als sie realisierten, dass die Türe nicht aufgeht, machten sie sich auf zum nächsten Haus.»
Es macht schon ein bisschen wütend, vor allem macht es aber auch Angst, weil man sich immer weniger sicher fühlt.
Forny wohnt erst seit 13 Monaten in Müllheim. Doch die Überwachungskamera hat bereits vier Mal verdächtige Männer aufgezeichnet, die um das Haus geschlichen sind. Einmal hätten die Täter Geld und Ladekabel aus dem Auto gestohlen.
«Es macht schon ein bisschen wütend, vor allem macht es aber auch Angst, weil man sich immer weniger sicher fühlt», sagt Dominic Forny.
Massiver Anstieg bei Diebstählen
Die Thurgauer Kantonspolizei konnte noch in derselben Nacht zwei Tatverdächtige in Wigoltingen festnehmen. Die 20- und 23-jährigen Algerier wurden inhaftiert. Bei ihnen konnten Gegenstände sichergestellt werden, die sie mutmasslich zuvor aus parkierten Autos gestohlen hatten.
Der Fall ist exemplarisch. Die Thurgauer Kantonspolizei verzeichnet eine massive Zunahme von Diebstählen aus unverschlossenen und verschlossenen Fahrzeugen. «Wir haben dieses Jahr schon über 1000 Fälle. Bei 250 Delikten konnten wir die Täterschaft ermitteln, bei 90 Prozent der Täter handelt es sich um Männer aus Nordafrika», sagt Matthias Graf, Sprecher der Kantonspolizei Thurgau.
Verdreifachung in zwei Jahren
Eine ähnliche Entwicklung beobachtet die Aargauer Kantonspolizei. Im laufenden Jahr seien bereits 1400 Diebstähle aus Autos gezählt worden. Das sei eine Verdreifachung in nur zwei Jahren, sagt Corina Winkler, Leiterin Kommunikation der Kantonspolizei Aargau.
Die Aufklärungsquote liege bei 25 Prozent. «Bei den Fällen, bei denen wir die Täter kennen, haben wir klare Hinweise darauf, dass es sich vor allem um junge Männer aus Maghreb-Staaten handelt, die oftmals einen negativen Asylentscheid haben», sagt Winkler.
Man darf nicht alle Algerier in den gleichen Topf werfen.
Im Jahr 2023 haben rund 3500 Personen aus den Maghreb-Staaten – sprich Algerien, Tunesien und Marokko – in der Schweiz Asyl beantragt. Das sind 13 Prozent aller Asylgesuche. Eine Aufenthaltsbewilligung erhalten in der Regel aber weniger als zwei Prozent.
Männer aus Maghreb-Staaten riskieren wegen der vielen Diebstähle allgemein unter Generalverdacht zu stehen. Ein junger Algerier, der im Bundesasylzentrum Brugg untergebracht ist, erzählt der Rundschau: «Ich bin vor zehn Tagen in die Schweiz gekommen und erlebe nur Rassismus. Man darf nicht alle Algerier in den gleichen Topf werfen.»
Ein anderer Algerier erzählt, eine kleine Gruppe sei verantwortlich für das schlechte Image seiner Landsleute. «Es wäre gut, wenn wir einfacher arbeiten könnten, so könnte man vielleicht das Stehlen verhindern.»