Das wird aktuell diskutiert: Die zuständige Nationalratskommission hat sich am Dienstag mit einer Standesinitiative aus dem Kanton Genf auseinandergesetzt. Diese fordert, dass sich der Bundesrat gegen mögliche Gigaliner auf Schweizer Strassen einsetzt.
Die EU und Gigaliner: In der EU gibt es Bestrebungen, Länge und Gewicht von Fahrzeugen auf maximal zulässige 25.25 Meter und 60 Tonnen zu erhöhen und damit sogenannte Gigaliner im internationalen Verkehr innerhalb des EU-Raumes zuzulassen. Befürworterinnen und Befürworter sagen, dass die Gigaliner umweltfreundlicher als herkömmliche Lastwagen seien, da sie mehr Güter pro Transport mitnehmen könnten. Der Bund schreibt in einer Analyse, dass, wenn Gigaliner in der EU erlaubt würden, auch die Schweiz unter Druck kommen könnte.
Heutige Gesetzgebung: Im Landverkehrsabkommen, das die Schweiz mit der EU hat, ist geregelt, dass Gigaliner in der Schweiz nicht erlaubt sind. Und auch das schweizerische Strassenverkehrsgesetz schreibt ein Gewichtslimit von 40 Tonnen vor.
Gigaliner sind grösser als alle anderen Fahrzeuge: Gigaliner sind bis zu 25.25 Meter lang und bis zu 60 Tonnen schwer. Damit sind sie grösser und schwerer als alles andere, was auf Schweizer Strassen unterwegs ist.
Lange Fahrzeuge gibt es bereits heute: Auch wenn sich alle gegen Gigaliner wehren, ist es nicht so, dass nicht bereits heute so lange Fahrzeuge im Schweizer Verkehr unterwegs sind. Doppelgelenkbusse sind heute in der Schweiz als Trolleybusse unter anderem in Bern, Lausanne, Luzern, Genf, St. Gallen und Zürich im Einsatz. Diese sind rund 25 Meter lang.
Widerstand aus Umweltschutzkreisen: Pro Alps, die frühere Alpeninitiative, setzt sich gegen Gigaliner ein. Die Alpenschutzorganisation sieht die Schweizer Verlagerungspolitik in Gefahr. Die Kosten pro transportierte Tonne würden mit Gigalinern stark sinken, sagt Django Betschart von Pro Alps. «Da besteht die Gefahr, dass Transporteure viele Güter von der umweltfreundlichen Schiene zurück auf die Strasse bringen und der positive Umwelteffekt der Verlagerung auf die Schiene wieder zunichtegemacht würde.» Deswegen müsse man Gigaliner bekämpfen.
Widerstand von der Branche: Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband Astag will an den bestehenden Massen und Gewichten von Nutzfahrzeugen festhalten. Aus drei Gründen: Die Schweizer Strasseninfrastruktur sei nicht auf übergrosse / -lange Fahrzeuge ausgerichtet, vor allem nicht in ländlichen Regionen mit engen Strassen. Zudem seien Schweizer Transportunternehmer meistens im Binnenmarkt unterwegs, Gigaliner wären daher vorwiegend im Interesse von ausländischen Unternehmen. Ausserdem wären Gigaliner auch laut Astag kontraproduktiv für die Verlagerungspolitik; der alpenquerende Transitverkehr von Grenze zu Grenze gehöre, so die Astag, prinzipiell auf die Schiene.
Hohe Kosten: Das Bundesamt für Strassen Astra schreibt in einer Analyse, die Schweizer Strassen seien für Gigaliner nicht geeignet. Nur schon, wenn man für den Transitverkehr auf der Nord-Süd-Achse Gigaliner zulassen würde, bräuchte es zahlreiche Massnahmen. Bereits am Zoll wäre es zu eng, es gibt aber auch keine geeigneten Parkplätze auf den Rastplätzen. Alleine das umzurüsten, würde 75 Millionen Franken kosten.