Ab September wird auf den Milchpackungen ein neues Label zu sehen sein – ein Nachhaltigkeitslabel. Die Milchbranche hat dieses heute präsentiert, in rot für die Schweiz und grün für die Umwelt ist der Aufdruck gehalten. Die Milch mit dem neuen Nachhaltigkeitslabel soll im Laden etwas mehr kosten.
Dass sich die Milchbranche auf einen neuen Standard einigt – das allein ist angesichts dieser notorisch zerstrittenen Branche eine Schlagzeile wert. Stefan Kohler, Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch meint denn auch, dass es ein harter Kampf gewesen sei. «Wir haben etwa vier Jahre darum gerungen.»
Auslauf, nachhaltiges Futter und weniger Antibiotika
Ergebnis dieser Verhandlungen ist ein Standard, auf den sich die Milchbauern, die Verarbeiter und der Detailhandel geeinigt haben. Um dem Standard zu genügen, müssen Milchproduzenten die Kühe beispielsweise in einem Laufstall halten oder ihnen regelmässigen Auslauf gewähren.
Sie dürfen sie nicht mit Palmöl oder Sojaschrot aus nicht nachhaltiger Produktion füttern und keine Antibiotika verabreichen, ohne dass ein Tierarzt dies empfiehlt. Erfüllen sie die Vorgaben, erhalten sie das neue Label mit der Aufschrift «Swissmilk green». Das Ziel sei, «die guten und hohen Werte der Schweizer Milchprodukte noch besser bekanntmachen», so Koller.
Die meisten erfüllen die Vorgaben bereits
Mit dem Label erhalten die Bauern drei Rappen mehr pro Kilo Milch. Das sei gerechtfertigt, sagt Hanspeter Kern, Präsident des Schweizerischen Milchproduzentenverbandes: «Wenn wir etwas besser machen, dann ist es auch etwas mehr wert.»
Nur wenige Bauern werden nachhaltiger arbeiten müssen. Neunzig Prozent der Kühe und 88 Prozent der Milchbauern erfüllten diese neuen Branchenstandards bereits heute, erklärt Kern. Sie erhalten für ihre Milch also mehr Geld, ohne dafür irgendetwas ändern zu müssen. Das kritisiert Sara Stalder, Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz. «Im Prinzip ist es eine Konsumententäuschung. Man verkauft das Bestehende mit wenigen und kleinen Verbesserungen als neu.»
Branchenstandard soll weiterentwickelt werden
Stalder sieht es zwar prinzipiell als grossen Fortschritt, dass sich die Milchbranche auf einheitliche Produktionsbedingungen einigt, um diese als «grün» oder «nachhaltig» zu betiteln, brauche es aber mehr. «Man könnte zum Beispiel das unnötige Kraftfutter streichen oder Antibiotika wirklich nur noch in Notfällen verschreiben.» Mit dem neuen Label würde das nicht wirklich versprochen.
Die Milchbranche verpflichtete sich heute in einer Erklärung, den Branchenstandard weiterzuentwickeln. Ob das schnell gehen wird, ist eine andere Frage.