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Kritik an neuem Modell Neues Modell gegen Fan-Gewalt sorgt für Zündstoff

Ein 5-Stufen-Modell soll regeln, welche Strafen bei Ausschreitungen drohen. Gegen eine Massnahme gibt es Widerstand.

Der Heimsektor im Wankdorf-Stadion bleibt geschlossen, wenn die Berner Young Boys am 20. Januar 2024 die Grasshoppers aus Zürich empfangen. Diese Massnahme wurde beschlossen, nachdem es am Samstagabend zu Sachbeschädigungen und Drohungen durch YB-Fans in Zürich gekommen war.

Wie die Vereine nach solchen Ausschreitungen sanktioniert werden, soll in Zukunft klarer geregelt sein. Dafür sorgen soll ein sogenanntes Kaskadenmodell.

Demolierter VBZ-Bus
Legende: Ein Bus der Stadtzürcher Verkehrsbetriebe VBZ wurde am Samstag von YB-Fans stark beschädigt. Praktisch alle Scheiben wurden herausgeschlagen. Stadtpolizei Zürich

Ein solches haben die kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren und die Swiss Football League (SFL) gemeinsam erarbeitet. Ein erster Entwurf ist nun öffentlich, wie CH Media zuerst berichtete. Es ist jetzt in der Vernehmlassung.

Zum Zuge kommt dieses Modell, sobald es Ausschreitungen von Fan-Gruppen gibt. Es umfasst fünf Eskalationsstufen, wobei gewisse Vorfälle automatisch gewisse Massnahmen auslösen. Kommt es zu gravierenden Sachbeschädigungen, sind Fans und Clubs für drei Spiele dazu verpflichtet, sich mit der Polizei über die Lage auszutauschen.

Gravierender werden die Massnahmen bei den Stufen 3, 4 und 5. Dann greifen sogenannte Kollektivstrafen: Bei Gewalt mit Verletzten oder Einsatz von Waffen muss ein Club die Fankurve beim nächsten Heimspiel für mindestens ein Spiel schliessen.

FCZ-Fans warfen Pyros in den GC-Sektor
Legende: 23. Oktober 2021: Rund 55 FCZ-Fans stürmten nach dem Derby die Rennbahn im Letzigrund-Stadion. Einige warfen Pyros in den GC-Sektor, wo auch Familien sassen. Als Sanktion musste der FC Zürich die Südkurve für die nächsten beiden Derby-Heimspiele schliessen. SRF

Kommt es in der Bewährungsphase zu ähnlichen Vorfällen, muss das nächste Heimspiel ganz ohne Publikum stattfinden. Führt auch dies nicht zur gewünschten Massregelung, wird das nächste Heimspiel abgesagt. Der betroffene Club verliert «forfait». Insbesondere diese Massnahme bietet Zündstoff.

Clubs wehren sich gegen Kollektivstrafen

Der FC Luzern spricht sich gegen Kollektivstrafen aus, wie sie im Kaskadenmodell vorgesehen sind – etwa Forfait-Niederlagen von Teams. «Aus unserer Sicht werden solche Massnahmen nicht zum Ziel führen und keinen mässigenden Einfluss haben auf Fans mit problematischem Verhalten», sagt FCL-Mediensprecher Markus Krienbühl.

Ähnlich kritisch gegenüber Kollektivstrafen äussern sich die Berner Young Boys. «Aus unserer Sicht sollte im Zentrum stehen, die Täterschaft ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen», schreibt der Club auf Anfrage von SRF. Kollektivbestrafung schiesse meist übers Ziel hinaus und treffe nicht die Täter, sondern die überwiegende Mehrheit der Fans, die sich korrekt verhalte, heisst es vom FC Winterthur.

Ancillo Canepa
Legende: Dass ein Team eine Forfait-Niederlage in Kauf nehmen müsste, sollten eigene Fans für Ausschreitungen verantwortlich sein, findet FCZ-Präsident Ancillo Canepa «absurd». Keystone

Auch FCZ-Präsident Ancillo Canepa machte an einer Medienkonferenz kein Geheimnis daraus, dass er Vorbehalte gegenüber den schärfsten Massnahmen habe – insbesondere der Forfait-Niederlage. Diese Sanktion sei absurd. «So können irgendwelche Leute aus Willkür ein Spiel so beeinflussen, dass eine Mannschaft verliert. Das geht nicht», so Canepa.

GC-Präsident András Gurovits teilt diese Sorge und spricht von einem «heissen Eisen». Fan-Gruppen könnten so eine Niederlage eines gegnerischen Vereins provozieren. Über diese Massnahme müsse noch intensiv diskutiert werden, findet Gurovits. Auch bei YB heisst es, dass man hier noch den Hebel ansetzen müsse.

Nicht alle Clubs wollen sich schon äussern

Box aufklappen Box zuklappen

Auf Anfrage von SRF wollen sich einige Deutschschweizer Clubs noch nicht zum Entwurf des neuen Kaskadenmodells äussern.

Der FC St. Gallen schreibt, er habe seine Haltung zum Kaskadenmodell, welches sich derzeit in der Vernehmlassung befinde, bei den involvierten Parteien klar deponiert und seinen Standpunkt vertreten. Weiter wolle sich der Klub im laufenden Prozess nicht äussern.

Auch der FC Basel schweigt vorerst: Solange die Vernehmlassung noch im Gang sei, könne und möchte man sich inhaltlich nicht zum Thema äussern – auch, weil es noch viele offene Fragen gebe.

Im Grossen und Ganzen stehen die Clubs dem neuen Modell aber positiv gegenüber. Mit einem solchen sei klar geregelt, welche Sanktionen bei welchen Vergehen ausgesprochen würden. «So sehen die Fans, was passiert, wenn sie sich nicht anständig benehmen», sagt etwa GC-Präsident András Gurovits.

Das neue Kaskadenmodell soll Anfang 2024 definitiv vorliegen und zum Start der Saison 2024/2025 in Kraft treten.

SRF1 Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 4.10.2023, 12:03 Uhr ; 

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