- Die Schweiz befindet sich nun doch auf einer sogenannten Watchlist, einer Überwachungsliste, der Europäischen Union.
- Staaten, die auf dieser «grauen» Liste stehen, haben gegenüber der EU Zusagen gemacht, Änderungen an ihren Steuerpraktiken vorzunehmen.
EU-Liste der unkooperativen Staaten im Steuerbereich
Der EU-Rat der Wirtschafts- und Finanzminister (Ecofin) hat festgelegt, welche Staaten und Gebiete sich auf der «EU-Liste der unkooperativen Staaten im Steuerbereich» befinden. Diese Liste ist Teil der EU-Kampagne gegen Steuerhinterziehung und Steuervermeidung.
EU-Finanzminister haben in Brüssel dazu zwei Listen mit Staaten verabschiedet: eine «schwarze» und eine «graue» Liste. Die Schweiz befindet sich entgegen erster Annahmen nun doch auf der «grauen» Liste.
Insgesamt 45 Staaten erklärten sich nach Angaben der EU-Finanzminister bereit, ihre Steuerpraktiken absehbar zu überarbeiten. Sie landeten nun auf einer «grauen Liste» (Watchlist). Darunter die Schweiz, die sich verpflichtet hat, Änderungen an ihren Steuersystemen 2018 zu verbessern.
Auf «grauer Liste» wegen Nein zur USR III
Die Schweiz hatte der EU bereits 2014 zugesagt, das von ihr kritisierte Regime zur Steuervermeidung abzuschaffen. Doch mit der Ablehnung der Unternehmenssteuerreform III (USR III) an der Volksabstimmung im Februar geschah dies nicht.
Druck aufbauen und öffentlich anprangern
Auf der «schwarzen» Liste der Ecofin stehen gemäss dem französischen Finanzminister Bruno Le Maire 17 Länder. Die betroffenen Staaten und Gebiete täten aus Sicht der EU nicht genug, «um Steuerflucht zu bekämpfen», sagte Le Maire vor den Medien. Darunter befinden sich Südkorea, Tunesien, Panama und die chinesische Sonderwirtschaftszone Macau.
Die EU arbeitet schon seit April 2016 an der «schwarzen» Liste, nachdem über die «Panama Papers» weltweit verbreitete Praktiken zu Steuerflucht und -vermeidung enthüllt worden waren. Weil es sich nicht um ein reguläres EU-Gesetzgebungsverfahren handelte, fand die Diskussion hinter verschlossenen Türen statt.
Sanktionen gefordert
Ziel der Liste ist es, bisherige Steueroasen durch das öffentliche Anprangern zu Gesetzesänderungen beziehungsweise mehr Steuertransparenz zu bewegen. Die EU-Finanzminister vereinbarten zudem, mögliche Sanktionen gegen Steuerparadiese ins Auge zu fassen.
«Wenn sich herausstellen sollte, dass Sanktionen nötig sind, dann werden wir ergebnisoffen auch darüber sprechen», sagte der deutsche Finanzminister Peter Altmaier (CDU).
Der EU-Kommission geht dies aber nicht weit genug. «Ich appelliere an die EU-Staaten, sich nun zügig auf abschreckende Sanktionen zu einigen», meinte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici.