Von den Appenzeller Bahnen bis zur BLS, von Thurbo bis zu den Freiburgischen Verkehrsbetrieben – die Schweiz ist ein Land mit Dutzenden regionalen Bahnbetreibern. Diese ausgeprägte Regionalisierung bringe auch Nachteile mit sich, sagt Robert Scheidegger, Verkehrsexperte bei der Eidgenössischen Finanzkontrolle.
«Heute haben wir sehr viele kleine Anbieter, die ähnliche Produkte und Leistungen einkaufen. Damit entfällt die Möglichkeit von Skaleneffekten. Der Besteller bezahlt also zu viel für die Leistung.»
Die Finanzkontrolle hat die Probe aufs Exempel gemacht und vier Beschaffungen von vier Bahnunternehmen genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis sei ernüchternd, betont Scheidegger.
Fehlende Zusammenarbeit
Alle vier Unternehmen hätten den gleichen Zug von Stadler bestellt, hingegen habe jedes Unternehmen ihr eigenes Design gewählt, was zu zusätzlichem Aufwand im Ingenieurbereich geführt habe, der dann auch einzeln verrechnet wurde. Der Schaffensprozess sei damit viermal durchgeführt worden, was wiederum auch Kosten verursacht habe.
Für die Eidgenössische Finanzkontrolle ist klar: Die regionalen ÖV-Unternehmen müssten bei Bestellungen wie auch beim Unterhalt enger zusammenarbeiten und mehr koordinieren, um Kosten zu sparen und um gegenüber Anbieterfirmen stärker auftreten zu können.
Schwerer Stand für einheitliche Lösung
In einer Stellungnahme schreibt das Bundesamt für Verkehr, dass es sehr wohl Bestrebungen in diese Richtung gebe, machte aber gleichzeitig deutlich, dass die Zusammenarbeit nicht so weit gehen werde, wie es sich die Finanzkontrolle wünschen würde.
Die unterschiedliche Haltung zwischen der Eidgenössischen Finanzkontrolle und dem Bundesamt für Verkehr lässt sich somit mit dem Unterschied zwischen theoretisch erwünschter und politisch gewollte Organisation des Bestellwesens im Regionalverkehr erklären, so das Bundesamt. Das System mit zahlreichen Transportunternehmen und Direktvergaben sei in der föderalistischen Schweiz nun mal stark verankert.