Auch in der Schweiz breitet sich die Omikron-Variante rasant aus und einige Spitäler sind nahe an Belastungsgrenzen. Dennoch verzichtet der Bundesrat auf weitere Massnahmen und erntet damit Kritik. Beispielsweise vom abtretenden Basler Kantonsarzt Thomas Steffen.
SRF News: Sind Sie enttäuscht, dass der Bundesrat nicht mehr gemacht hat?
Thomas Steffen: Enttäuscht nicht. Ich habe sehr grossen Respekt vor den nächsten Tagen. Angesichts der Dynamik wäre es an der Zeit weitere Massnahmen auszulösen. Sollte sich diese Dynamik fortsetzen, wird es wirklich gefährlich.
Der Bundesrat begründet den Entscheid damit, dass es nicht klar sei, wie viel Personen wirklich auf die Intensivstation kommen. Können Sie diese Begründung nachvollziehen?
Die wenigen weltweiten Studien deuten zwar auf einen milderen Krankheitsverlauf hin, können aber dennoch das System gefährden. Insofern ist man gut beraten, vorzeitig zu reagieren und nicht erst dann, wenn die Situation aus dem Ruder läuft. Deshalb wäre es jetzt wichtig, dass wir Massnahmen ergreifen.
Man ist gut beraten, vorzeitig zu reagieren und nicht erst dann, wenn die Situation aus dem Ruder läuft.
Die Intensivstationen sind schon relativ voll in der Schweiz.
Das ist das Problem. Wir sehen es zu spät. Das heisst, wenn dann wirklich die Stationen überfüllt sind, dann haben wir eine Verzögerung von rund 10 Tagen.
Die Quarantänedauer für Personen, die mit einer infizierten Person engen Kontakt hatten, soll von zehn auf sieben Tage verkürzt werden. Basel macht das. Kommen da noch andere?
Es ist anzunehmen, dass alle Kantone diese Regelung einführen werden. Es ist tatsächlich ein Abwägen. Wenn wir so hohe Fallzahlen haben, müssen wir umgekehrt auch schauen, dass die Wirtschaft noch funktionieren kann.
Das Gespräch führte Tobias Bossard.