Über etwas waren sich an der Ständerats-Debatte zur Hornkuh-Initiative alle einig: Es gibt wichtigere Themen. Und trotzdem haben sich die meisten Ständeräte ihren Emotionen voll hingegeben. Denn die behornte Kuh, die gehört doch zum «Heidiland» einfach dazu.
Chancengleichheit – das war eines der ersten Argumente des Solothurner Ständerats Roberto Zanetti. Er habe mitbekommen, dass an Viehschauen hornfreie Kühe nicht zur Miss Simmental gewählt werden könnten. Viehschaukönigin können nur behornte Kühe werden.
Ich möchte einfach allen Simmentaler Kühen die Chance geben, Miss Simmental zu werden.
Bei der Enthörnung werde tiefgreifend in das spätere Erscheinungsbild des Tieres eingegriffen, argumentierte Zanetti. Und er hielt die Wappen der Kantone Uri und Graubünden auf. «Stellen Sie sich den Uristier ohne Hörner vor», forderte er seine Kollegen auf.
Der Uristier würde aussehen wie ein Schaf mit Nasen-Piercing.
Der stolze Bündner Steinbock ohne Hörner würde aussehen wie ein Hund auf der Flucht, auf keinen Fall aber wie ein stolzer Steinbock.
Auch Ständerätin SP/BS Anita Fetz argumentierte für die Annahme der Initiative.
Wenn die Natur den Kühen Hörner gegeben hat, dann haben sie das Recht auf diese Hörner. So einfach ist das.
Auch aus Konsumentensicht sei die Initiative zu unterstützen. Schliesslich werde die Milch und noch viele weitere Milchprodukte mit einer –behornten!– Kuh vermarktet. «Das ist sonst Täuschung!»
Robert Cramer Grüne/GE betonte ebenfalls die Wichtigkeit der behornten Kuh in der Schweizer Werbung. «Sie ist quasi an die Schweiz, an das Image der Schweiz, gekoppelt.» Deshalb kämen behornte Kühe der ganzen Schweiz zugute.
«Die behornte Kuh ist quasi an das Image der Schweiz gekoppelt.»
Gegenstimmen liessen aber nicht auf sich warten. Beat Rieder CVP/VS konnte im Text ein Manko feststellen:
Im vorgeschlagenen Text fehlt ein Tier. Es fehlt das Schwarznasenschaf.
Von Chancengleichheit könne also nicht die Rede sein. Bezüglich dem Werbesargument hielt schliesslich Ständerat Isidor Baumann dagegen:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, schauen sie zuhause mal in ihre eigene Werbeprospekte bei der Wahlen: A wie sie lachen, B was sie darin versprechen und denken sie daran, was sie zwischenzeitlich gemacht haben.
Mit 28 Ja gegen 8 Nein-Stimmen und 8 Enthaltungen lehnte der Ständerat die Initiative ab. Der Ball liegt nun beim Nationalrat.