Züge sind Stromfresser. Aber nicht alle Energie geht direkt in den Antrieb. Ein Zug braucht zum Beispiel bereits Energie, wenn der Strom per Transformator in die für eine Lokomotive notwendige Spannung umgewandelt wird. Nun setzt die SBB künftig auf neue Modelle, sogenannte Trockentransformatoren. Sie sollen weniger Energie verbrauchen als die alten.
Luft ersetzt Öl
Die neue Technologie sei von ABB entwickelt worden und werde nun erstmalig von Stadler Rail in den Flirt-Regionalzügen eingebaut, führt Oliver Johner aus, Leiter des SBB-Energiesparprogramms. Bereits sind acht dieser Züge in der Zentralschweiz im Einsatz. Sie werden in Luzern kontrolliert und gewartet.
«Trocken» heissen die Transformatoren, weil sie mit Luft kühlen. Bis jetzt kamen in den Zügen Systeme mit Ölkühlung zum Einsatz. In anderen Industrieanwendungen seien Trockentransformatoren durchaus gang und gäbe, sagt Jürgen Böhm von Stadler Rail. Doch für Züge müssten die Transformatoren kleiner und kompakter sein, deshalb habe man sie dort bislang nicht verwendet.
Zudem habe man befürchtet, dass bei der Anwendung in einem fahrenden Zug verdreckte Luft die Leistung der Transformatoren während der Fahrt beeinträchtigen könnte – etwa durch Staub. Doch im Testbetrieb hätten sich die Trockentransformatoren bewährt.
Viele kleine Massnahmen sparen eine Menge Strom
Mit allerlei technischen Neuerungen ähnlicher Art will die SBB bei den Flirt-Zügen so viel Energie sparen, wie 2500 Schweizer Haushalte im Jahr verbrauchen.
Insgesamt habe man aber ein noch viel grösseres Ziel, sagt SBB-Energiesparchef Johner: So wolle man mittelfristig 20 Prozent des gesamten Verbrauchs einsparen. «Insgesamt wollen wir 600 Gigawattstunden weniger verbrauchen. Das ist gleich viel Strom, wie 150'000 Haushalte im Jahr brauchen.»
Die SBB will damit einerseits bis zu 60 Millionen Franken an Stromkosten pro Jahr sparen. Andererseits gehe es auch darum, einen Beitrag an die Energiewende zu leisten, betont Johner. «Als Unternehmen im Besitz des Bundes wollen wir ein Vorbild sein.» Man wolle zeigen, dass das, was vom Bund propagiert werde, bei einer Firma wie der SBB tatsächlich funktioniere.
«Grüne Welle» für den Zug
Für die Bundesbahn ist klar, dass dieses Ziel nicht mit einem einzigen grossen Befreiungsschlag erreicht werden kann. Dazu braucht es viele kleine Schritte. Insgesamt hat die SBB in ihrem Energiesparprogramm denn auch rund 250 Massnahmen zusammengestellt. Diese beschränken sich nicht darauf, dass die Züge aus technischer Sicht weniger Energie verbrauchen.
Wichtig sei etwa zu beachten, wie die Züge eingesetzt werden: «Die sogenannt adaptive Lenkung, oder Grüne Welle für den Zug, ist die wirkungsvollste Massnahme von allen», führt Johner aus. Dabei erhalte der Lokführer Fahr- und Geschwindigkeitsempfehlungen, damit ein Zug möglichst durchrollen kann und nicht unnötig bremsen muss.
Beim Stromsparen macht es die Menge aus – nicht nur beim Bremsen oder beim Transformator. Bei einem so grossen Stromverbraucher wie der SBB können darum auch kleine Änderungen schnell eine grosse Wirkung zeigen.