In einer Industriehalle in Rorschach ist der Grundriss eines Altersheims nachgebaut worden. Ein Roboter surrt durch die Gänge, stoppt in einem Zimmer bei einer Testperson. Diese trägt einen Anzug, der das Körperempfinden einer alten Person simuliert. «Hallo, darf ich Ihnen Ihr Getränk anbieten?», fragt der Roboter mit einer künstlichen Stimme. Die Testperson ist einverstanden und erhält Anweisungen. «Drücken Sie einen meiner farbigen Knöpfe, dann lasse ich Ihr Getränkt los. Trinken ist gesund!», sagt die Maschine.
Das Projekt ist eine Zusammenarbeit einer Robotikfirma, eines Altersheims, der Fachhochschule Graubünden und Altersforschern. Das Ziel ist, in zwei Jahren einen einsatzfähigen Roboter für Altersheime zu entwickeln. Das Projekt kostet 1,3 Millionen Franken und wird mit Forschungsgeldern aber auch dank der Beteiligung des Altersheims und der Robotikfirma finanziert.
Vielseitige Einsätze möglich
Die Roboter im Test können bereits mehr, als Getränke ausliefern, erklärt Andreas Ziltener, Professor für Innovationsmanagement an der Hochschule Graubünden. Mit Witzen, mit Gedächtnistraining, oder Turnübungen können die Roboter betagte Menschen animieren.
In Zukunft gehe es auch darum, Roboter zu entwickeln, welche den Seniorinnen und Senioren mehr Autonomie bringen, sagt Ziltener. «Eine fahrbare Toilette wäre so ein Beispiel. Ich persönlich fände es angenehmer, wenn ich für den Gang aufs WC eine Maschine statt einen Menschen rufen könnte.»
Personal entlasten nicht ersetzen
Wie können Roboter das Pflegepersonal entlasten? Auch diese Frage wird erforscht in diesem Projekt der Fachhoschule Graubünden. «Wenn man das hohe Stresslevel in den Pflegeberufen senken könnte dank des Einsatzes von Robotern, dann wäre viel gewonnen», sagt Professor Andreas Ziltener.
Das Personal des Altersheims, welches am Projekt beteiligt ist, entwickelte eine Art Wunschroboter. Dieser könnte helfen beim Putzen, beim Entsorgen von Abfallsäcke oder bei der Getränkeausgabe in den Zimmern.
Die komplexe Pflege am Menschen können Roboter auf gar keinen Fall übernehmen.
Auch Nicole Zigan, Pflegeforscherin an der ZHAW und Mitarbeiterin beim Forschungsprojekt «Chancen und Risiken sozialer Roboter für die Schweiz» glaubt an das Potenzial von Robotern in Altersheimen, sie spricht aber auch über Risiken: Wiederkehrende Arbeiten einem Roboter abzugeben, das könne sinnvoll sein. «Die komplexe Pflege am Menschen können Roboter auf gar keinen Fall übernehmen», sagt Zigan. Die Beziehung zwischen dem Personal und den Betagten bleibe zentral.
Bis die Roboter im Rorschacher Test einsatzbereit sind, müssen sie noch einiges lernen. Beim zweiten Versuch einer Testperson ein Becher Wasser zu überreichen, greift der orange-weisse Roboterarm daneben, ein Becher wird zu Boden geschleudert. Die Maschine bleibt unbeeindruckt und sagt mit ihrer Computerstimme zum Probanden: «Hier ist Ihr Getränk. Bitte, nehmen Sie einen Schluck.»