«Die ganze Kunstwelt hilft mit, dass die diesjährige Art wieder stattfinden kann.» Mit diesen feierlichen Worten kündete Messechef Marc Spiegler die Neuauflage der weltgrössten Kunstmesse Art Basel an – dies nach fast zweijährigem Unterbruch. «Galeristen, Journalistinnen, Kuratoren, aber auch Sammlerinnen und Sammler warten auf diesen Augenblick», meinte Spiegler selbstbewusst.
Die ganze Kunstwelt hilft mit, dass die diesjährige Art Basel wieder stattfinden kann.
Die Rechnung für die Messe dürfte bereits aufgegangen sein. Denn es werden über 270 Galerien aus der ganzen Welt erwartet, die einen der begehrten Stände gemietet haben und dafür tief ins Portemonnaie greifen müssen. Nicht alle Galerien werden zugelassen. Ein Komitee entscheidet, wer zugelassen wird und wer zu Hause bleiben muss. Eine Teilnahme wirkt für Galerien wie ein Gütesiegel.
Messe kommt Ausstellern entgegen
Vor der Pandemie war die Teilnehmerzahl mit knapp 300 Galerien zwar etwas höher. Aber es kann davon ausgegangen werden, dass der Anlass trotzdem kein Minusgeschäft wird – zumindest nicht für die Messe.
Um ein Zeichen an die Aussteller auszusenden, hat die Messe ihre hohen Standpreise – die Rede ist von 90'000 Franken pro Stand und gute Lage – um zehn Prozent gesenkt. Zudem hat sie einen 1.5 Millionen Franken schweren Fonds geäufnet. Daraus sollen jene Galeristen gestützt werden, die am Ende der Messe mit einem Minus dastehen. Soviel Entgegenkommen hat es von der Art Basel noch nie gegeben.
Von «Panikattacke» bis Zuversicht
Etliche Galeristen blicken trotzdem mit einiger Anspannung auf die kommenden Tage. Stefan von Bartha von der gleichnamigen Basler Galerie sagt zu seinem Gefühlszustand: «Leichte Nervosität gepaart mit Vorfreude und ab und zu eine kleine Panikattacke». Panikattacke deshalb, weil niemand weiss, wie viele Sammlerinnen und Sammler trotz Corona kommen, und wie gross ihre Einkaufslaune sein wird. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Gästen aus den USA, den zahlungskräftigsten Kundinnen und Kunden.
Jede Galerie hat ihr eigenes Konzept entwickelt, damit die Messe möglichst ein Erfolg wird. Die Galerie Carzaniga aus Basel beispielsweise tritt an der diesjährigen Messe mit viel mehr Kunstschaffenden an als sonst. Und pro Künstlerin hat sie nicht nur ein oder zwei Werke dabei, sondern gleich drei oder vier. «Damit hoffen wir, Interessierten immer etwas Passendes anbieten zu können», sagt Markus Rück von Carzaniga. Er erwartet ein gutes Geschäft: «Die Leute haben während der Pandemie gespart, jetzt wollen sie ausgeben.» Ob seine Prognose eintrifft, wird er am Messeende wissen.
Für Basel ist eine erfolgreiche Art Basel wichtig. Denn schon vor der Pandemie ging die traditionsreiche und einträgliche Uhren- und Schmuckmesse Baselworld unter – dies, nachdem sich grosse Schweizer Uhrenmarken nach Genf verabschiedet hatten. Für das lokale Gewerbe, die Hotellerie und das Gastgewerbe gingen damit Millionen verloren.
Zudem ist die Messe Schweiz, also das Mutterhaus von Baselworld und Art Basel, in arge finanzielle Schieflage geraten und weist ebenfalls Millionenverluste aus. Nicht zu vergessen: Erst vor zehn Jahren eröffnete die Messe Schweiz ein komplett neues Messegebäude in Basel, das seit dem Untergang der Baselworld und der abgesagten Art Basel kaum mehr bespielt wurde.