Er ist ein pures Kraftpaket: Der neuste Traktor von Lohnunternehmer Markus Schneider aus Thunstetten im Kanton Bern zählt zum Modernsten, was die Landmaschinenindustrie anbietet. Vorne Pneus, hinten Raupen, 350 PS stark und 16 Tonnen schwer.
Eine Frage der Effizienz
Warum diese Anschaffung für satte 300'000 Franken? Markus Schneider argumentiert mit der Effizienz: «Wir machen mit dem Traktor gleich zwei Arbeitsgänge – den Boden auflockern und gleich auch Gülle unterbringen. Dafür brauchen wir enorme Zugkraft.»
Dieser neue Mega-Traktor ist nicht die einzige grosse Maschine von Schneider. Seine Mitarbeiter steuern vierzehn Traktoren, sechs Mähdrescher, einen Zuckerrübenernter und diverse weitere Maschinen.
Das entspricht einem landesweiten Trend: Auf Schweizer Äcker sind immer mehr schwere Maschinen unterwegs. Die Zahlen des Bundesamts für Statistik sprechen eine eindeutige Sprache. Gab es vor dreissig Jahren nur ein paar wenige Traktoren mit einem Gewicht über 10 Tonnen, so sind es heute mehrere Tausend.
Warum der Trend zu grösseren Traktoren? Schneider: «Aufgrund des Schweizer Wetters müssen wir die Ernte in immer kürzerer Zeit einbringen. Das braucht schlagkräftige Maschinen.» Dazu komme ein anderer Grund: Weil auf den Bauernhöfen immer weniger Leute arbeiteten, brauche es leistungsstärkere und damit grössere Geräte. Und: Stärkere Maschinen müssten entsprechend weniger Überfahrten machen.
Doch das Gewicht auf den Äckern hat Folgen, wie eine Untersuchung des Kompetenzzentrums für Landwirtschaft Agroscope zeigte, das auf unterschiedlichen Böden blaue Flüssigkeit verteilte. Je nach Verdichtung versickerte die Flüssigkeit nämlich mehr oder weniger stark im Boden.
Was das in der Praxis heisst, weiss Landwirt Martin Hegglin aus Menzingen im Kanton Zug: «Unverdichteter, lockerer Boden kann viel mehr Regenwasser aufnehmen. Er wirkt wie ein Schwamm.» Mit bedeutsamen Folgen: Der Boden sei so fruchtbarer, trockne weniger schnell aus und diene als Wasserspeicher. Daher würden die Flüsse bei Regen weniger stark ansteigen und der Boden erodiere auch weniger.
Martin Hegglin bewirtschaftet seinen Hof daher nur mit leichten Maschinen. Sein grösster Traktor wiegt gerade mal knapp vier Tonnen. Dafür schone er den Boden, so Hegglin.
Hegglin hat Verständnis für Landwirte, die grosse, effiziente Maschinen einsetzen: «Die Schweizer Landwirtschaft soll immer billiger werden, die Preise werden mit dem Ausland verglichen, das übt Druck aus.»
Dass Hegglin selbst weniger effizient ist mit seiner Methode, nimmt er in Kauf. «Ich mache lieber ein paar Fahrten mehr mit kleinerem Gerät, statt den Boden zu überfordern und die Bodenstruktur zu zerstören.»
Schwere Traktoren geraten unter politischen Druck
Landwirt Hegglin ist damit gut gerüstet, wenn dereinst die neue Agrarpolitik des Bundes in Kraft tritt. Im Gesetzesentwurf wird der Bodendruck an die Subventionen geknüpft. Subventionen soll nur noch erhalten, wer mit Mass auf den Acker drückt. Das Parlament muss dem Entwurf aber erst noch behandeln. Klar ist: Bauern und Lohnunternehmer müssen sich dereinst mit dem Bodendruck beschäftigen.
Weniger Belastung dank technischen Kniffs
Lohnunternehmer Markus Schneider löst das Problem auf technische Art. Die Raupe an seinem neuen Traktor sei schonend, argumentiert er. Das Gewicht des Traktors werde auf eine grössere Fläche verteilt. Zudem hat er Reifendruckanlagen angeschafft. Heisst: Beim tonnenschweren Güllefass wird der Luftdruck reduziert, sobald es aufs Feld fährt. Auch das soll die Auflagefläche vergrössern. Allerdings: das Gewicht der Maschinen bleibt dabei das gleiche.