In Bauer Daniel Vetterlis Familie ist der Zuckerrübenanbau eine Familientradition. «Mein Grossvater hat vor 90 Jahren damit angefangen, vor fünf Jahren habe ich auf Bio umgestellt», sagt Vetterli. Die Umstellung sei ein langer Prozess. Denn wer Bioqualität anbauen will, muss gänzlich auf Pflanzenschutzmittel verzichten, was gerade beim Anbauen von Zuckerrüben gar nicht so einfach sei. Die Pflanze ist nämlich anfällig für Schädlinge.
Die grösste Herausforderung ist jedoch die Unkrautbekämpfung. Daniel Vetterli setzt inzwischen auf einen Jätroboter, um dem Unkraut Herr zu werden. «Damit können wir den Arbeitsaufwand, den wir pro Hektar Anbaufläche haben, von 100 auf unter 50 Stunden pro Jahr reduzieren», sagt Vetterli. Zudem experimentiert Vetterli mit verschiedenen Sorten und Anbauarten; immer bestrebt, einen besseren Ertrag herauszuholen.
Bio Suisse leistet Überzeugungsarbeit
Für den Dachverband Bio Suisse ist klar: Der Aufwand lohnt sich. «Wir haben deutlich zu wenig Biozucker in der Schweiz, und die Nachfrage ist gross», sagt Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse. Denn nur wenn Schweizer Biozucker verarbeitet werde, dürfen beispielsweise eine Konfitüre oder ein Jogurt mit einem Schweizer Kreuz versehen werden. «Mit importierten Rüben geht das nicht», sagt Brändli.
Es brauche viel Geduld, die Bauern zu überzeugen, sagt Brändli. Aber es lohne sich: «Wir haben dieses Jahr eine Anbaufläche von 241 Hektaren Biozuckerrüben, vor fünf Jahren waren es 66 Hektaren.» Von der Gesamtproduktion an Biozucker von 10'500 Tonnen stammt aber nur ein kleiner Teil aus Schweizer Zuckerrüben, nämlich 1600 Tonnen.
Mehr Subventionen für Biozuckerrüben
Für die Bauernbetriebe steigt zwar der Aufwand, aber auch die Subventionen. Die Schweiz fördert den Anbau von Zuckerrüben mit Millionen von Franken an öffentlichen Geldern: Pro Hektar gibt es 2000 Franken pro Jahr. Wer ohne Pestizide auskommt und Bio produziert, bekommt noch 200 Franken zusätzlich.
Wir fördern mit Steuergeld den Zuckerrübenanbau und damit die Zuckerproduktion. Und das, obwohl wir viel zu viel Zucker konsumieren.
Das ruft auch Stimmen auf den Plan, die den Anbau von Zuckerrüben im Grundsatz kritisieren. Zum Beispiel Laura Spring, Geschäftsführerin von Vision Landwirtschaft, ein unabhängiger Verein. Laura Spring begrüsst zwar die Bestrebungen von Bio Suisse, Landwirtinnen und Landwirte von Bio zu überzeugen. Aber sie kritisiert die hohen Subventionen: «Wir fördern mit Steuergeld den Zuckerrübenanbau und damit die Zuckerproduktion. Und das, obwohl wir viel zu viel Zucker konsumieren», sagt Spring.
Das generiere hohe Gesundheitskosten. Sie fordert Massnahmen, um den Zuckerkonsum zu reduzieren. Doch solche waren bisher politisch chancenlos. Und auch an der Subventionspolitik im Zuckerrübenanbau ändert sich so schnell nichts. Die aktuellen Ansätze gelten bis 2026.