84 Prozent der ganzen Fläche des Kantons Graubünden sind durch Lawinen gefährdet, wie eine Studie des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung im vergangenen Jahr gezeigt hat. Eines der Probleme: Wenn Lawinen auf Strassen oder Bahngleise niedergehen. Gesperrte Strassen oder Zuglinien sind oft die Konsequenz. Damit die Verkehrswege sicherer werden, installierte das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF im letzten November zwei Laserscanner am Berg.
Die Laserscanner von SLF-Forscherin Pia Ruttner-Jansen und ihrem Team befinden sich am Jakobshorn auf 2191 bzw. 2255 Meter über Meer. Sie liefern Daten vom sogenannten Anrissgebiet – also von dort, wo Lawinen starten. Mit Laserimpulsen werde die Schneemenge zentimetergenau gemessen, erklärt die Forscherin.
Die Daten sollen bei der Entscheidung helfen, ob eine Strasse oder Bahnlinie gesperrt werden soll oder nicht. «Die Schneehöhenverteilung hat einen grossen Einfluss auf die Lawinengefahr, ist aber schwierig zu messen. Das System soll Daten möglichst in Echtzeit liefern. Das hilft dann bei der Entscheidungsfindung», erklärt Ruttner-Jansen.
Bis heute wird die Schneehöhe vor allem mit Luftaufnahmen aus Flugzeugen oder mit Drohnen gemessen. Die Vorteile der Laserscanner: «Wir können wirklich einmal in der Stunde messen. Und der Vorteil gegenüber der Fotogrammetrie: Ich kann auch in der Nacht oder bei leichtem Schneefall messen», sagt die SLF-Forscherin.
1500 Franken für einen Laser
Das System ist seit knapp einem Jahr im Einsatz. Ein Laserscanner wurde von einer grossen Gleitschneelawine umgerissen, ist aber wieder aufgestellt.
Die Ergebnisse sind trotzdem vielversprechend. Dementsprechend zufrieden ist Pia Ruttner-Jansen: «Die Erfahrung zeigt, dass das System funktioniert. Solche Laser wurden in diesem Zusammenhang noch nicht oft eingesetzt. Es hat uns jetzt gezeigt, dass wir die Schneehöhen messen können. Wir sind deswegen sehr zufrieden mit der ersten Saison.»
Solche Laser werden herkömmlich in der Autoindustrie eingesetzt, zum Beispiel für Fahrassistenzsysteme. Darum sei der Laser auch relativ günstig, so Ruttner-Jansen. Ein Laser kostet etwa 1500 Franken.
Man kann nicht alle Hänge ganz genau abdecken.
Um das neuartige System in anderen Gebieten einsetzen zu können, brauche es mehr Erfahrung: «Vor allem in der Datenverarbeitung, dass es dann auch robust funktioniert», sagt SLF-Forscherin Pia Ruttner-Jansen.
Es stelle sich auch die Frage, wie flächendeckend man das System brauche. «Weil man kann nicht alle Hänge ganz genau abdecken.» Die Idee sei es, die Laser punktuell einzusetzen. Für grossflächige Gebiete sollen Modelle her, für die die Laserscan-Messungen wertvolle Input-Daten liefern können. Für die nächste Wintersaison soll eine weitere Messanlage aufgestellt werden.