SRF News: Was macht die Situation derzeit so gefährlich?
Lukas Dürr: Im Wesentlichen gibt es drei Gründe: Zum einen die sehr grossen Neuschneemengen, die es innert Wochenfrist gab; dann der Sturm aus verschiedenen Richtungen; schliesslich einen ungünstigen Aufbau der Schneedecken in der Region. Die tiefen Schichten der Schneedecken sind nur schwach verfestigt. Sie sind fragil und vermögen das Zusatzgewicht des Neuschnees nicht zu tragen. Die riesigen Neuschneemassen können spontan anbrechen und als grosse und sehr grosse Lawinen zu Tal gehen.
Im südlichen Oberwallis haben sich zwei Grossschneefälle überlagert. Letzte Woche gab es dort 1,50 Meter Neuschnee, diese Woche noch einmal bis zu zwei Meter. Hinzu kommt, dass letzte Woche schon etliche Lawinen abgegangen sind. Damit sind die Lawinenzüge zum Teil gefüllt, ausgestrichen, geglättet. Teilweise sind auch Auffangbecken gefüllt. Durch diese Faktoren können Lawinen weiter vorstossen: Die Ablagerungen suchen sich neue Wege und können so auch an ungewöhnlichen Orten auftreten.
Grossflächig haben wir die Gefahrenstufe 5 letztmals im Lawinenwinter 1999 herausgegeben.
Diverse Strassen wurden schon gesperrt im Oberwallis, auch basierend auf der Beurteilung der hohen Lawinengefahr. Gefahrenstufe 5 von 5 gibt es nicht jeden Winter. Wann gab es diese Situation zuletzt?
Wir haben diese Gefahrenstufe schon seit neun Jahren nicht mehr benutzt. Zuletzt haben wir ein ganz kleines Gebiet im Jahr 2008 mit der Gefahrenstufe bewarnt; ebenso im Jahr 2006. Im Jahr 2004 war es ein etwas grösseres Gebiet. Grossflächig haben wir die Gefahrenstufe 5 letztmals im Lawinenwinter 1999 benutzt. Damals haben wir Stufe 5 während fünf Tagen für den Alpennordhang, das Wallis und Nordbünden herausgegeben. Im Moment ist das Ausmass noch nicht ganz bekannt. Wir wissen noch nicht genau über Lawinenabgänge und allfällige Schäden Bescheid. Wir wissen aber, dass bis jetzt glücklicherweise noch keine Personen zu Schaden gekommen sind. Und wir hoffen, dass das so bleibt.
Das Gespräch führte Hanna Jordi.