Das Wichtigste in Kürze
- Der französische Lebensmittelkonzern Danone kennzeichnet ab März Joghurts mit der Lebensmittel-Ampel Nutri-Score. Ein Novum für die Schweiz.
- Die Ampel bewertet die Nährwertqualität von Fertigprodukten.
- Der Nutri-Score bewegt Hersteller dazu, den Zucker-, Fett- oder Salzgehalt von Produkten anzupassen. Das zeigen Beispiele aus Frankreich.
- Schweizer Konsumenten- und Ärzteverbände fordern schon länger eine Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln.
- Doch die Lebensmittel-Branche ist skeptisch: Man will erst die Erfahrungen im Ausland abwarten, bevor man über die Einführung entscheidet.
Wer in Frankreich zu Fertigprodukten wie Tiefkühlpizza, Lasagne oder Wurstsalat greift, sieht bei vielen Produkten auf den ersten Blick, wie gesund sie sind. Die Lebensmittel-Ampel Nutri-Score bewertet die Qualität vieler Fertig-Produkte.
Von grün bis rot: Bewertung des Nährwertes
Ein grünes A oder B stehen für ausgewogene, gesunde Produkte. Bei einem orangen D oder einem roten E enthält das Lebensmittel vergleichsweise viel Zucker, Salz oder Fett.
Frankreich hat den Nutri-Score 2017 eingeführt, auf Wunsch der Regierung. Die Nährwertqualität werde dabei mit wissenschaftlichen Methoden bewertet, sagt Erfinder Serge Hercberg, Ernährungswissenschafter an der Uni Paris.
Die Kennzeichnung ist freiwillig. Macht ein Hersteller beim System mit, muss er allerdings alle seine Produkte mit der Ampel kennzeichnen. Er kann also nicht nur die vergleichsweise gesünderen Produkte ausloben.
Neben grossen Nahrungsmittelherstellern wie Danone, Fleury Michon und Auchan kennzeichnen gut 70 Produzenten ihre Nahrungsmittel mit der farbigen Ampel. Die Supermarkt-Ketten Leclerc und Intermarché haben den Nutri-Score von Beginn an übernommen.
Ampel bewegt Hersteller zu gesünderen Rezepturen
Intermarché will bis Ende 2019 rund 700 Produkte mit der Ampel kennzeichen. Grundsätzlich seien Hersteller unter Druck, eine möglichste gute Bewertung für ihre Produkte zu bekommen, sagt Oliver Touzé von Intermarchè. «Wenn die Ampeln orange oder rot ist, dann müssen wir die Rezepturen überarbeiten beim Salz, Zucker und Fett, um eine bessere Ampel zu bekommen.»
Danone prescht in der Schweiz vor
Als erster Hersteller in der Schweiz verkauft Danone ab März Milchprodukte mit der Nutri-Score-Ampel. «Wir sind überzeugt, dass Konsumenten positiv auf diese Änderung reagieren werden,» sagt Sprecher Philippe Aeschlimann.
Konsumenten- und Ärzteverbände verlangen schon länger eine einfache Nährwertkennzeichnung. Die Stiftung für Konsumentenschutz schreibt, der Nutri-Score sei hilfreich für junge und weniger interessierte Konsumenten. In einer Umfrage bei Konsumenten habe der Nutri-Score am besten abgeschnitten.
Grossverteiler und Hersteller sind skeptisch
Kritisch zur Ampel äussert sich allerdings der Verband der Nahrungsmittelhersteller (Fial): Ampeln würden die komplexe Materie der Ernährung stark vereinfachen, besonders der Nutri-Score. Er bewerte die Qualität eines Lebensmittels gesamthaft auf einer Skala von grün bis rot, dabei sei nicht ersichtlich, wie der Wert zustande komme.
Die IG Detailhandel, die auch Grossverteiler wie Coop und Migros vertritt, weist darauf hin, dass der Trend in eine andere Richtung gehe. Eine pauschale Bewertung in Form des Nutri-Scores stehe im Widerspruch zum Trend zur personalisierten Ernährung.