- Die seit über eineinhalb Jahren anhaltende Covid-19-Pandemie untergräbt das Vertrauen der Bevölkerung in die Altersvorsorge.
- Gemäss einer Umfrage befürchtet mehr als ein Drittel einen geringeren Lebensstandard im Alter. Besonders Frauen, Selbstständige und ärmere Haushalte hegen diese Angst.
- Als besonders fragil schätzen die Befragten die AHV als erste Säule der Altersvorsorge ein.
Je länger die Pandemie andauert, desto deutlicher sind deren negative Folgen spürbar – auch in der Vorsorgelandschaft der Schweiz. Die Groupe Mutuel liess dazu eine Umfrage in Zusammenarbeit mit der Zeitung «Le Temps» durchführen. Rund 1200 Personen nahmen teil.
Die Frage, ob sie ihre Lebenshaltung im Alter einschränken müssen, bejahen 38 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer. 38 Prozent der Haushalte mit einem geringeren Einkommen sehen ebenfalls schwarz. Dagegen teilen nur gerade ein Fünftel der Menschen mit hohem oder sehr hohem Einkommen diese Befürchtung. Mit einem allgemein sinkenden Lebensstandard für die folgenden Generationen rechnet gut die Hälfte der Befragten. Bei den Selbstständigen waren zwei Drittel der Meinung, sie seien im Alter nicht gut abgesichert. Darum befürworten über 70 Prozent von ihnen eine obligatorische zweite Säule für ihre Erwerbsgruppe.
Der Vertrauensverlust griff um sich, obwohl das Schweizer Vorsorgesystem mit den drei Säulen bis anhin glimpflich durch die Pandemie gekommen ist. In der zweiten Säule bewegen sich die Deckungsgrade der Pensionskassen auf einem Allzeithoch.
Rentenklau und Inflationsängste
Bei den Pensionskassen empfinden zwei Drittel der Befragten die Diskussion über die Senkung des Umwandlungssatzes als Rentenklau. In der Romandie ist diese Wahrnehmung ausgeprägter als in der Deutschschweiz. Zudem befürchten 62 Prozent eine ziemlich oder gar sehr hohe Inflation in den nächsten fünf bis zehn Jahren.
Wie also soll das Schweizer Vorsorgesystem verbessert und reformiert werden? Während die Senkung des Umwandlungssatzes und die Erhöhung des Rentenalters einen schweren Stand bei der Schweizer Bevölkerung haben, findet sich laut Umfrage zumindest eine knappe Mehrheit für einen einheitlichen Beitragssatz für alle Altersgruppen. Diese Massnahme allein wird jedoch angesichts der demografischen Entwicklung und der Probleme der Finanzierbarkeit des aktuellen Systems nicht ausreichen, um die Altersvorsorge nachhaltig zu reformieren.
Vorausschauendes Handeln
53 Prozent der bürgerlichen Wählerschaft sind der Ansicht, bei der Altersvorsorge sei jeder Einzelne für eine angemessene Lösung verantwortlich und erst dann der Staat und schliesslich die Arbeitgeber – ein Trend, der bereits im vergangenen Jahr zu beobachten war. Entsprechend zahlen bereits 64 Prozent in die dritte Säule oder eine andere Form des Alterssparens ein. Die Schweizer Bevölkerung scheint sich zunehmend Gedanken zur Altersvorsorge zu machen und vorausschauend zu handeln, sofern die finanziellen Mittel dazu vorhanden sind.