Für Katja Christ, Nationalrätin der Grünliberalen aus Basel, ist es eine Gleichstellungsfrage. «Die Mutter muss in der Schweiz die genetische Mutter sein, der Vater aber nicht», erklärt Juristin Christ. Das sei eine Ungleichbehandlung. Mit einer parlamentarischen Initiative will sie dies nun ändern. Denn immer mehr Frauen reisen für eine Eizellenspende ins benachbarte Ausland. In Westeuropa kennen nur noch die Schweiz und Deutschland ein Verbot der Eizellenspende.
Gegner sehen das Kindswohl in Gefahr
In der zuständigen Wissenschaftskommission in Bern wurde das Thema heute kontrovers diskutiert. Mitte und SVP haben ethische Bedenken. «Es hat mit einem chirurgischen Eingriff zu tun und es geht um das Kindswohl», erklärt Nationalrat Alois Huber (SVP/AG). «Kinder, die aus einer gespendeten Eizelle entstehen, haben später vielleicht psychische Probleme, wenn sie erfahren, wie sie entstanden sind».
Skepsis in fast allen Parteien
Die linke Seite unterstützt die Legalisierung der Eizellenspende – aber nicht bedenkenlos. «Es gibt noch viele Detailfragen, die geklärt werden müssen», sagt Nationalrat Matthias Aebischer. Es sei eben eine ethische, keine politische Frage. Es gebe in fast allen Parteien Befürworter und Gegnerinnen.
Nach dem deutlichen Ja der Stimmbevölkerung im September zur Ehe für alle und damit auch zur Samenspende für alle kam schnell die Diskussion auf, ob jetzt auch die Zeit reif sei für die Eizellenspende. Die Präsidenten der Bundesratsparteien reagierten damals am Abstimmungssonntag zurückhaltend bis ablehnend. SP-Co-Präsidentin Mattea Me sagte das Thema habe «keine Priorität».
Immer wieder Verzögerungen
Vorstösse zur Legalisierung der Eizellenspende scheiterten in den letzten Jahren, sie wurden auf die lange Bank geschoben. Auch im Bundesrat gibt es Skepsis. Justizministerin Karin Keller-Sutter erklärte im Abstimmungskampf zur Ehe für alle, sie sei «kritisch».
Trotzdem zeichnet sich ab, dass die Legalisierung in der zuständigen nationalrätlichen Parlamentskommission eine Mehrheit finden könnte. Aber ob das Anliegen dieses Mal im Parlament durchkommt, ist höchst ungewiss. «In der Vergangenheit gab es immer wieder Anliegen, die mehrfach eingebracht werden mussten, bis sie erfolgreich waren», gibt sich Katja Christ (GLP/BS) zuversichtlich.
Volksabstimmung wahrscheinlich
Das Thema ist aber ethisch so umstritten, dass jetzt schon ein Referendum wahrscheinlich scheint, sollte die Eizellenspende im Parlament dereinst eine Mehrheit finden. Gut möglich, dass in ein paar Jahren die Stimmbevölkerung entscheiden wird, ob die Zeit für die Eizellenspende in der Schweiz reif ist.