Hackbraten, Party-Filet oder Zimtsterne: Solche Rezepte bringt Betty Bossi seit den 1950er-Jahren in die Schweizer Küchen. Anfangs waren die Tipps der «Köchin und Hausfrau der Nation» in Lebensmittelläden aufgelegt. Später zeigte sie dem Land in Kochbüchern, wie man brät und bäckt. Doch eine echte Person ist Betty Bossi nicht. Die Werbetexterin Emmi Creola-Maag hat die Kochikone erfunden.
Filmcrew entwirft wochenlang Requisiten
Nun wird die Geschichte von Emmi Creola-Maag verfilmt. In einem Winterthurer Bürokomplex finden die Dreharbeiten zu «Hallo Betty» statt. Von den Kostümen bis zu den Requisiten soll der Film die 1950er-Jahre authentisch zeigen. «Das ist ein riesiger Aufwand», sagt Produzent Peter Reichenbach. «Jeder Kugelschreiber und jedes Telefon muss es so 1956 gegeben haben. Wir können keine Schere von 1970 verwenden.»
Eins, zwei, drei: Action!
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Bild 1 von 4. Ein aufwändiges Filmset: Der Lebensmittelladen, in welchem die ersten Tipps von Betty Bossi aufgelegt wurden, soll möglichst an den «Konsum» von damals erinnern. Bildquelle: SRF/Kaa Linder.
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Bild 2 von 4. Hunderte Artikel hat die Filmcrew nachgebaut, damit sie originalgetreu wirken. Bildquelle: SRF/Kaa Linder.
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Bild 3 von 4. Auch Filmplakate wurden extra gestaltet. «Es macht riesigen Spass, dass wir diese Welt zum Leben erwecken können», sagt Peter Reichenbach. Bildquelle: SRF/Kaa Linder.
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Bild 4 von 4. Der Filmproduzent und seine Assistentin Tiyam Nikray am Filmset. Das Budget für die SRF-Co-Produktion beträgt 5.3 Millionen Franken. Bildquelle: SRF/Kaa Linder.
Doch längst nicht alle alten Produkte sind heute noch erhältlich. Deshalb hat die Requisitenabteilung zahlreiche Gegenstände nachgebaut, etwa für die Szenen in einem Lebensmittelladen. «Dafür haben wir wochenlang Büchsen entworfen, die aussehen wie damals», so Reichenbach.
Filmidee entstand beim Essen
Als Emmi Creola-Maag steht Sarah Spale vor der Kamera. Sie spielte die drogensüchtige Mutter im Kinohit «Platzspitzbaby», welchen Peter Reichenbach ebenfalls produziert hat. Für Reichenbach ist Spale wegen ihrer Wandelbarkeit auch jetzt die ideale Besetzung: «Sie ist für mich die Meryl Streep der Schweiz.»
«Platzspitzbaby» lockte vor rund fünf Jahren über 330'000 Personen in die Schweizer Kinos. Als Regisseur wirkte Pierre Monnard, der nun den Film über Betty Bossi inszeniert.
Es geht um eine Frau, die sich in einer Männerwelt durchsetzen muss.
Die Idee für den Filmstoff entstand – wie könnte es anders sein – bei einem Mittagessen. In Reichenbachs Produktionsfirma flammte die Diskussion auf, wie ein Schweizer Film erfolgreich sein könne. Die Antwort: Das Publikum müsse eine Erinnerung oder sonst eine Verbindung zum Thema haben. Ein Mitarbeiter habe spontan Betty Bossi erwähnt. «Und ich fand die Idee genial», sagt Peter Reichenbach.
Wie vermarktet man Fett?
Erfunden hat Emmi Creola-Maag die Kultfigur, als die Werbetexterin 1956 Speiseöle und Fette vermarkten musste. Keine einfache Aufgabe, sagte die Zürcherin später in einer SRF-Sendung. «Das war schwierig, weil man nicht in ein Fett reinbeisst und es probiert wie eine Schokolade.»
Stattdessen müsse man behaupten, dass die Speisen dank des Fettes besser würden. Aus dieser Idee entwickelte Creola-Maag eine Hausfrau, welche ihre Kundschaft mit Tipps versorgt: Betty Bossi.
Für ihre Erfindung wurde Creola-Maag von ihren männlichen Kollegen zuerst belächelt. Die SRF-Co-Produktion sei deshalb auch eine Emanzipationsgeschichte, sagt Produzent Peter Reichenbach. «Es geht um eine Frau, die sich in einer Männerwelt durchsetzen muss und an die Grenzen der Belastbarkeit kommt.»
Der Kinofilm soll zeigen, wie Emmi Creola-Maag einerseits ihre Rolle als Ehefrau und Mutter dreier Kinder wahrnahm. Gleichzeitig kämpfte sie in der Werbeagentur zunehmend gegen die Missgunst ihrer männlichen Kollegen.
Die Dreharbeiten dauern noch bis Anfang März. Schweizer Kinostart ist am 20. November. Wer im Saal gerne Popcorn, Chips oder Gummibärchen isst: In einem Film übers Kochen und Essen sicher keine schlechte Wahl.