- Wer eine Lehre macht, kommt mit dem Fach ABU in Kontakt: allgemeinbildender Unterricht.
- Zuständig für die Regeln rund um dieses Fach ist der Bund. Er verantwortet die Rahmengesetzgebung. Entsprechend wird im Bundeshaus auch über die Regeln für die Lehrabschlussprüfungen im allgemeinbildenden Unterricht entschieden.
- Geplante Anpassungen sorgen jetzt für hitzige Diskussionen.
Auszubildende lernen im allgemeinbildenden Unterricht etwa Deutsch, Politik oder Grundlagen der Wirtschaft. Nebst einer vertiefenden Arbeit gab es bisher eine schriftliche Abschlussprüfung. Neu soll die Arbeit jedoch mehr gewichtet und anschliessend mündlich geprüft werden. Schriftliche Prüfungen soll es nur noch während des Schuljahres geben.
Schwächung oder Stärkung der Allgemeinbildung?
Sehr zum Ärger von Konrad Kuoni, der seit Jahren ABU unterrichtet. Kuoni ist Präsident des Zürcher Verbands der Lehrkräfte in der Berufsbildung. Künstliche Intelligenz werde auch im Klassenzimmer immer wichtiger. Da sei es falsch, der selbstständigen Arbeit mehr Gewicht zu geben. Bei der Anzahl ChatGPT-Arbeiten sei «so etwas einfach vollkommen absurd», so Kuoni. Ohne schriftliche Abschlussprüfung befürchte er eine Schwächung des allgemeinbildenden Unterrichts.
Man stärkt so die Allgemeinbildung, indem die Kompetenzorientierung erhöht wird.
Mitgeprägt hat die Anpassung Corinne Hadorn, Studiengangsleiterin ABU an der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB. Davon, dass man die Allgemeinbildung abschwäche, sei keine Rede. Im Gegenteil: «Man stärkt so die Allgemeinbildung, indem die Kompetenzorientierung erhöht wird», sagt Hadorn. Gerade, weil Wissen abfragen in Zeiten Künstlicher Intelligenz weniger relevant werde, sei es wichtig, die selbstständige Arbeit zu stärken. Entscheidend ist laut Hadorn, dass man nicht mehr Wissen abfrage, sondern Kompetenzen prüfe.
Bewegung oder Stillstand?
«Viele Lehrpersonen werden sich auch ein bisschen bewegen müssen«, sagt Corinne Hadorn. Sie sei selbst lange Lehrperson gewesen und wisse, wie das sei: Zuerst habe man vielleicht nicht so Freude und die Umstellung bedeute Arbeit.
Konrad Kuoni hingegen sagt, er wehre sich nicht grundsätzlich gegen Neuerungen. Doch: «Bewegung macht dann Sinn, wenn sie nötig ist. Aber in diesem Fall ist es eine Bewegung in die falsche Richtung, und dann bleibt man besser stehen, als dass man einen Schritt auf den Abgrund zu macht.»
In diesem Fall ist es eine Bewegung in die falsche Richtung, und dann bleibt man besser stehen.
Die ABU-Schlussprüfungen sind nicht mehr nur für die Auszubildenden ein grosses Thema. Die FDP hat angekündigt, die schriftlichen Abschlussprüfungen notfalls auch im Parlament zu verteidigen. Nach der nationalrätlichen Bildungskommission wird sich demnächst auch die ständerätliche Bildungskommission über die Schlussprüfungen beugen. Rauchende Köpfe: vorprogrammiert.