Den Abschluss bildete ein Elternabend mit tumultartigen Szenen. Vorangegangen sind 14 verschiedene Lehrer für zwei Sekundarklassen im zürcherischen Schlieren seit den Sommerferien, wie «20 Minuten» schreibt. Laut dem Artikel hatten die Klassen seither auch keine Klassenlehrpersonen mehr. Das Zürcher Volksschulamt sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» zwar, es äussere sich nicht zum konkreten Fall, es sei allerdings schwierig, Stellvertretungen zu finden und solche Situationen seien für Schulen sehr herausfordernd.
Stellvertretungen häufig Notlösung, manchmal ein Gewinn
Dieses Bild bestätigt auch Thomas Minder, Präsident des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz. Stellvertretungen könnten durchaus ein Gewinn sein, so Minder. Wenn sie gut geplant seien, könnten auch zwei Stellvertretungen nacheinander gut funktionieren. Häufig seien Stellvertretungen aber eher eine Notlösung. «Wenn man Ende der Sommerferien noch keine Lehrperson für eine Klasse hat, nimmt man auch jemanden für eine Woche», so Minder. Dann schaue man weiter, wiederum für die nächste Woche. «Das ist keine Kontinuität, das ist nur ein Überbrücken, schliesslich muss Schule stattfinden. Da ist die Qualität mindestens stark in Frage gestellt.»
Es kommt zu Unruhen und Unsicherheiten bei Schüler und Schülerinnen.
Ob Stellvertretungen zugenommen haben, ist unklar. Laut dem Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH gibt es dazu keine Zahlen. Dass bei Mutterschaftsvertretungen oder Krankheiten Ersatzpersonen vor Schüler und Schülerinnen stehen, habe es schon immer gegeben. Der Lehrermangel verschärft die Situation aber noch.
Beziehungsaufbau leidet
Damit Lehrer und Lehrerinnen ihren Job gut machen könnten, sei eine gute Beziehung wichtig, zwischen Lehrperson und Schüler und Schülerinnen, aber auch im Lehrerkollegium. Vertrauen brauche Zeit, dies könne nur aufgebaut werden, wenn man eben längere Zeit vor Ort bleibe. «Es kommt zu Unruhen und Unsicherheiten bei Schüler und Schülerinnen», sagt Beat Schwendimann, Leiter Pädagogik beim Verband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Je jünger Kinder seien, desto wichtiger sei Konsistenz, so Schwendimann weiter. «Bei den Jüngeren ist es sehr wichtig, dass sie Vertrauen zu ihren Lehrpersonen aufbauen können.»
Klassenlehrperson gesucht
Vor allem die Position der Klassenlehrperson sei zunehmend schwierig zu besetzen, so Schwendimann. Das zeigten Befragungen unter Lehrpersonen. Im Unterschied zu den Fachlehrpersonen sei diese Rolle sehr exponiert und die erste Anlaufstelle der Eltern. Man stehe häufig auch mittendrin, wenn es Konflikte gäbe.
Beat Schwendimann glaubt, dass Stellvertretungen für Lehrpersonen durchaus einen Reiz haben können: «Man ist flexibler, man muss keine Verantwortung übernehmen.»