Die Gruppe um Nataliia Terekhova, Maryna Topuz und Oleksandra Shpylova verschafft sich auf der Schulanlage Aegerten in Zürich-Wiedikon noch einmal den Überblick über das Vorbild. Bis tief in die Nacht haben sie zuvor an ihrem Abschlussbericht gefeilt – Studentinnen vor der Deadline.
Am Mittwoch endete ihr Studiengang an der Berner Fachhochschule, der erste seiner Art in der Schweiz. Ein halbes Jahr lang haben die Studierenden, die alle bereits Erfahrung im Bausektor haben, konkrete Wiederaufbauprojekte entwickelt. Der Modulbau in Zürich-Wiedikon etwa stand Modell für eine zerstörte Schule im Dorf Bohdanivka in der Nähe von Kiew.
Modulbauten aus Holz für ukrainische Schulen
«Hier vor Ort sehen wir mehrere Optionen: ein Schulhaus in Modulbauweise aus Holz, und Containerlösungen», sagt Maryna Topuz. So könne die Gruppe vergleichen. Am Ende soll in der Ukraine Schulraum entstehen für 100 Kinder. Und: «Wir möchten diese Schulräume mit innovativen und nachhaltigen Technologien erstellen», sagt Kollegin Nataliia Terekhova.
«Wir haben uns für die anspruchsvollste Version entschieden. Wir wollen den Modulbau aus Holz», sagt Topuz mit einem Lachen. Das dürfte auch mit der Berner Fachhochschule zu tun haben, die sich den Holzbau auf die Fahne geschrieben hat. Doch der Entscheid habe auch praktische Gründe: Holz schaffe eine gute Lernumgebung. Und Baumaterial werde beim Wiederaufbau gefragt sein. Holz sei dabei eines, dass der Ukraine zur Verfügung stehe, so die Studierenden.
Aufbauen, aber besser
Die Studierenden wollen ihrer Heimat schnell eine Lösung anbieten, formulieren aber durchaus Ansprüche. Oleksandra Shpylova etwa hat sich mit der Frage befasst, wie die Schulen mit Solarzellen bestückt werden können. «Wir denken da nicht nur an die Ukraine. Wir denken auch an die globale Erwärmung und andere Herausforderungen.»
Informationen zu den Projekten und zum Lehrgang
Und auch Professor Thomas Rohner, der das Programm ins Leben gerufen hat, sagt, es gehe darum, die Ukraine wieder aufzubauen. «Aber wir wollen sie besser und auch grüner wieder aufbauen.»
Die Fachhochschule will den Geflüchteten Kompetenzen für diesen Wiederaufbau vermitteln, von der Schadensanalyse über die Optionen für den Neubau bis hin zur Anbindung der Projekte an Strassen oder Fernwärme. Auch Korruptionsbekämpfung im Bausektor gehört zu den Lernzielen.
Projekte sollen rasch realisiert werden
Die Projekte seien sogar weiter gereift als zu Beginn erhofft, sagt Rohner. Für das Schulhaus in Bohdanivka etwa gibt es zwar noch Fragen zu klären, etwa zum Brandschutz. Für Rohner aber ist klar: «Das wird stehen, 100-prozentig!» 2024 sei realistisch, sagt er, mit den ukrainischen Behörden stehe man in Kontakt.
In Zürich-Wiedikon macht sich Nataliia Terekhova derweil bereit für eine Aufnahme. Neben dem Abschlussplakat und einem Schlussbericht produzieren die Studierenden auch ein Video für die Abschlusspräsentation. Lachend sagt die Stundentin: «Ja, wir haben viel zu tun.» Die Arbeit wird den Studierenden auch nach dem Abschluss nicht ausgehen.