Schon zu Beginn der heutigen Delegiertenversammlung in Pratteln (BL) hat die FDP ihren abtretenden Bundesrat Johann Schneider-Ammann mit Standing Ovations gefeiert. Und Parteipräsidentin Petra Gössi lobte den Wirtschaftsminister als «pragmatischen Schaffer» und «liberalen Vorzeige-Kämpfer», der unternehmerisches Denken in den Bundesrat gebracht habe, das diesem fehlen werde. Wohl nicht zum letzten Mal stehen für Schneider-Ammann die Zeichen also auf Abschied.
Auch wenn sich an seinen Verpflichtungen nichts geändert hat, und er in den verbleibenden drei Monaten in seinen Dossiers noch «ein paar Pflöcke einschlagen» will, spürt Schneider-Amman bereits eine Veränderung: «Ich habe mich bei jeder einzelnen Tätigkeit gefragt: Ist das jetzt das letzte Mal? Ist es das gewesen?»
«Mulmiges Gefühl» an Versammlung
Auch seine «zweitletzte Delegiertenversammlung» erlebte er mit «einem mulmigen Gefühl», als er in Pratteln ankam. Noch gestern habe er einer Einweihung auf dem Bürgenstock beigewohnt und sich dabei gefragt «wie oft ich das noch kann, wie oft diese Ehre noch auf mich zukommt.» Etwas Wehmut sei mit dabei. Aber: «Man soll nicht sentimental werden und sich vorwärts orientieren.»
Schneider-Ammann hofft, dass nun «mutige Leute» in seiner Partei sich für eine Kandidatur als Bundesrat zur Verfügung stellen. Aber der Job sei nicht ganz einfach, mahnt der Wirtschaftsminister: «Man muss auf vieles verzichten, man muss sich total investieren.»
In wenigen Monaten ist seine Zeit als Bundesrat vorüber. Kommt dann nicht die grosse Leere? Schneider-Ammann scheint sich darüber nicht zu sorgen. Er werde Sport treiben, sich weiterhin als Unternehmer engagieren. «Es wird mir nicht langweilig werden.»