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2005 gab's schon mal eine Pride in Luzern - was bedeutet die Neuauflage den Teilnehmenden?
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 02.09.2022. Bild: Keystone/Sigi Tischler
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LGBTIQ* in der Zentralschweiz Die Pride geht zurück nach Luzern

Diversität fordern und feiern, nicht nur in der Grosstadt: Nach 17 Jahren findet in Luzern wieder eine Pride statt.

Regenbogenfahnen, Transparente, eine Mischung zwischen fröhlichem Festumzug und ernsthafter politischer Kundgebung: Seit im November 1970 in New York erstmals Schwule und Lesben zu Tausenden gegen Diskriminierung protestierten, finden an zahlreichen Orten auf der Welt Pride-Paraden statt. Meistens in grossen Metropolen – dieses Wochenende aber auch in der Zentralschweiz.

Mit Infoveranstaltungen und einem grossen Umzug durch die Luzerner Altstadt wollen Homosexuelle, Bisexuelle, Trans- und queere Menschen für ihre Rechte einstehen. Gleichzeitig gibt es «Pride Stammtische» in Altdorf, Stans, Engelberg, Schwyz und Zug.

Es geht um Sichtbarkeit ausserhalb der Grossstädte

Die Pride geht in die Provinz, 17 Jahre nachdem in Luzern letztmals eine Parade stattgefunden hat. Und das sei wichtig, sagt der Luzerner Kulturschaffende Peter Leimgruber, der 2005 Mitorganisator der damaligen Luzerner Pride war: «Es geht darum, dass wir uns auch in der Zentralschweiz hinstellen, wir Schwulen, Lesben und Menschen anderer Geschlechtsvarianten. Und dass wir der Öffentlichkeit stolz zeigen: So sind wir, so wollen wir leben – plagt uns nicht dafür».

Teilnehmer der Luzerner Pride von 2005.
Legende: Selbstbewusster Auftritt: An der letzten Luzerner Pride von 2005 nahmen mehrere tausend Personen am Umzug durch die Altstadt teil. Keystone/Sigi Tischler

Die Stadt Luzern habe er zwar nie als besonders konservativ wahrgenommen, sagt der 70-Jährige. Im dörflich geprägten Umland dagegen hätten es homosexuelle Menschen schwer gehabt. «Ich kannte mehrere Schwule aus dem Kanton Uri, die nach Luzern zogen, weil sie in Uri einfach nicht mehr leben konnten», erinnert er sich.

Ich kannte mehrere Schwule aus dem Kanton Uri, die in Uri einfach nicht mehr leben konnten.
Autor: Peter Leimgruber Luzerner Kulturschaffender

In den letzten Jahren sei das Klima zwar liberaler geworden, so Leimgruber – doch noch immer gebe es Diskriminierung: «Das fängt schon dort an, wo auf dem Pausenplatz ein Knabe als ‹Schwule Sau› beschimpft wird.»

Trotz Problemen gibt es auch einiges zu feiern

Die Luzerner Pride als politische Demonstration queerer Menschen, die ihr Recht auf Gleichbehandlung einfordern – so sieht es auch die 35-jährige lesbische Severina Müller. Aber die Pride sei mehr als das. «Es ist auch eine Gelegenheit, auf Gleichgesinnte zu treffen, die man im Alltag sonst nicht einfach so findet. Ein grosses Fest.»

Die Pride ist eine Gelegenheit, auf Gleichgesinnte zu treffen. Ein grosses Fest.
Autor: Severina Müller Pride-Teilnehmerin

Zumal es – allen Ungleichbehandlungen zum Trotz, denen die LGBTIQ*-Community noch immer ausgesetzt ist – auch einiges zu Feiern gebe: Bei der jungen Generation nämlich seien die Vorbehalte gegenüber Menschen mit anderer sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität ins Bröckeln geraten.

 «Bei einem Klassentreffen fragte ich, wie das angekommen wäre, wenn ich mich schon als 16-Jährige als lesbisch geoutet hätte – und alle fanden, ich wäre damals wohl unter die Räder gekommen», sagt sie. Ihre 14-jährigen Schwestern erzählten ihr heute aber etwas völlig anderes: «In ihrem Umfeld spielt die sexuelle Orientierung kaum mehr eine Rolle, da werden keine Unterschiede mehr gemacht.»

Störaktionen wie 2005 dürften ausbleiben

Auch gegenüber der Pride hat sich das Klima in der Zentralschweiz gewandelt. 2005 kam es noch zu Widerstand aus reaktionären kirchlichen Kreisen: Die konservative Priesterbruderschaft rief gar zu einer Gegendemonstration auf, der sich einige Dutzend Gläubige anschlossen.

Gegenkundgebung an der Luzerner Pride von 2005
Legende: Reaktionären kirchlichen Kreisen war die Luzerner Pride 2005 ein Dorn im Auge – rund 80 Personen nahmen an einer Gegenkundgebung teil. Keystone/Sigi Tischler

Zudem kursierten Flyer, die die Menschen dazu aufriefen, einen queeren Gottesdienst in der Franziskanerkirche mit lauten «Störgebeten» zu unterbrechen. Einen solchen Gottesdienst gibt es auch diesmal, denn auch die Landeskirchen beteiligen sich an der Luzern Pride. Widerstand dagegen ist aber nicht angekündigt.

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 02.09.2022; 17:30 Uhr ; 

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