Das Gebiet Sisslerfeld im Fricktal ist 200 Hektaren gross, 80 davon sind noch nicht bebaut. Es gilt als grösste Landreserve im Aargau und als grösste Arbeitszonenreserve der Nordwestschweiz. Das Areal erstreckt sich über vier Gemeinden, die Parzellen verteilen sich auf rund 40 Eigentümerinnen und Eigentümer. Hier will die Aargauer Regierung Land kaufen. Sie will Platz für Life-Science-Firmen reservieren. In der Nähe arbeiten bereits Firmen wie Novartis, Syngenta oder auch DSM Nutritional.
Ausschlaggebend ist die Nähe des Sisslerfelds zu Basel und der dort ansässigen Pharmabranche. Das ländliche Fricktal entwickelt sich wegen dieser Lage schon seit Jahren zu einem wichtigen Arbeitsplatzstandort. Nun greift der Kanton Aargau ein und will diesen Wirtschaftsstandort gezielt und koordiniert entwickeln. Am 18. Januar entscheidet das Parlament über den von der Regierung geplanten Landkauf.
Alle ziehen am selben Strick
Die vier Gemeinden (Eiken, Münchwilen, Sisseln, Stein), der Planungsverband Fricktal Regio und der Kanton Aargau wollen das grosse Areal gemeinsam entwickeln. Die momentan zersplitterte Parzellenstruktur soll sich ändern. Anhörung und Testplanung haben schon stattgefunden. «Wenn die Entwicklung weiterhin unkoordiniert verläuft, werden nicht nur Chancen verpasst. Es ist absehbar, dass dann der Verkehr ungebremst zunimmt, wertvolle Landschaftsräume verloren gehen, die Lebensqualität schwindet und das Image des Standorts Schaden nimmt», schreibt der Kanton in seiner Broschüre zum Sisslerfeld.
Wenn die Entwicklung unkoordiniert verläuft, werden Chancen verpasst.
Das Ziel ist es, zusätzlich 5000 bis 10'000 hochqualifizierte Arbeitsplätze anzusiedeln, aber dabei die Lebensqualität und Schönheit im ländlichen Fricktal nicht zu vergessen. Der Regierungsrat spricht von einem «Wachstum mit Qualität». Das Sisslerfeld ist im Richtplan als Entwicklungsschwerpunkt von kantonaler Bedeutung vermerkt. Als Eigentümer fungieren Landwirte, Privatpersonen, aber auch Firmen, darunter sechs grössere Grundeigentümer.
Mit einem einzigen Eigentümer kommen Investoren rascher zum Ziel.
«Mit einem einzigen Eigentümer kommen Investoren rascher zum Ziel», erklärt Daniel Kolb, Leiter Abteilung Raumentwicklung beim Aargauer Baudepartement. Natürlich gebe es auch Bedenken in der Bevölkerung, zum Beispiel eine deutliche Zunahme des Verkehrs. Diese Bedenken habe man in den öffentlichen Foren aufgenommen und werde sie in der Planung einbringen, so Kolb.
Für über 21 Millionen Franken will die Regierung für knapp sieben Hektaren Land kaufen. Später müsse man mit weiteren sieben Millionen für die Arealsentwicklung rechnen. «Unsere Aufgabe ist das Herstellen der Baureife und der Marktreife des Areals», so Daniel Kolb vom Kanton. Konkrete Projekte sollen Investoren übernehmen. Der Kanton hofft, dass die tausenden neuen Angestellten dann auch hier wohnen und Steuern zahlen.
Nachbarkanton Solothurn dachte ähnlich gross
Der Kanton Aargau kann sich beim Pilotprojekt am Nachbarkanton Solothurn orientieren. Auch hier hat die Regierung eingegriffen und konnte auf dem Gebiet der Industriebrache der ehemaligen Zellulose-Fabrik in Luterbach den amerikanischen Pharmakonzern Biogen ansiedeln, der hier an der Aare für eine Milliarde Franken die modernste Biotechnologie-Fabrik der Welt gebaut hat.
Wir haben den Blick nach Solothurn gemacht.
Die Vision fürs Fricktal ist ähnlich gross. «Biogen hat man als Erfahrung verwendet, man hat den Blick nach Solothurn gemacht», sagt Daniel Kolb vom Aargauer Baudepartement. 2040 soll das Sisslerfeld anders aussehen als heute.