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Lindt & Sprüngli In Schweizer Schoggi steckt Kinderarbeit

Recherchen der «Rundschau» in Ghana zeigen Kinderarbeit bei Kakaobauern, deren Kakao bei Lindt & Sprüngli landet.

Für den Schweizer Schokoladenkonzern Lindt & Sprüngli hat die Bekämpfung von Kinderarbeit «höchste Priorität» – so das Marketingversprechen. Doch die «Rundschau» ist in den Kakaoplantagen rund um die Provinzstadt Tepa in Ghana auf mehrere Fälle von verbotener Kinderarbeit in Lindts Lieferkette gestossen.

Im Dorf Mfenibu schleppen der sechsjährige Kennedy und sein achtjähriger Bruder Ebenezer Kakaoschoten. Im Ort Akwasi Asi wankt der fünfjährige Blessing unter dem Gewicht des Kakaos, den sein Vater ihm aufbürdet. An der Grundschule in Kokofu berichtet der Lehrer von den vielen Kindern, die den Unterricht versäumen, weil sie als billige Erntehelfer arbeiten müssen.

Das sind Momentaufnahmen von Dörfern, aus denen die Firma Lindt Kakao für ihre Schokolade bezieht.

Der Konzern will sich nicht vor der Kamera dazu äussern, schreibt aber, die systemischen Faktoren, die zu Kinderarbeit führten, seien sehr schwierig zu beeinflussen. «Die Bekämpfung von Kinderarbeit erfordert Bemühungen von Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen, lokalen Institutionen, Schulen und Bauern.»

«Überwachung ungenügend»

Lindt bezieht Kakao von rund 80’000 Bäuerinnen und Bauern in Ghana – und ist damit einer der wichtigsten Abnehmer von Kakao dieses Landes. Seit 2016 führt der Konzern ein Kinderarbeitsmonitoring durch.

Dabei setzt Lindt auf unangemeldete Besuche bei den Kakaobauern. Bei 8491 solcher Besuche im Jahr 2021 deckte Lindt 87 Fälle von Kinderarbeit auf . «Lächerlich wenig» findet der ghanaische Journalist Kwetey Nartey: «Die Überwachung durch die Schokoladenfirma ist unzureichend.»

Zum Vergleich: Der Schweizer Konzern «Barry Callebaut», Weltmarktführer für Kakaoprodukte, hat im letzten Berichtsjahr 53’839 Fälle von Kinderarbeit bei seinen rund 250’000 Farmern in Westafrika festgestellt. Lindt schreibt: «Die Methoden zur Erfassung von Kinderarbeit unterscheiden sich zwischen den verschiedenen Schokoladenherstellern, entsprechend divergieren die Zahlen.» Lindt versuche aber, das «Identifizierungssystem laufend zu verbessern».

Präventionsprogramm

Um das Risiko von Kinderarbeit zu reduzieren, hat Lindt ein eigenes «Farming Program» gegründet. Recherchen der «Rundschau» zeigen allerdings: Lindt verfügt in Ghana weder über eine Niederlassung noch über Angestellte vor Ort, sondern hat das Programm an den Schweizer Rohwarenkonzern Ecom ausgelagert. Ecom, einer der grössten Kakaohändler weltweit, ist gleichzeitig Lindts Lieferant für Kakaobohnen aus Ghana.

«Wir begleiten und überwachen die Umsetzung des ‹Farming Programs› kontinuierlich. Ein Qualitätssicherungssystem zielt darauf ab, potenzielle Interessenkonflikte der Lieferanten zu vermeiden», schreibt Lindt auf Anfrage.

Kinderarbeit ist ein Problem, das nicht nur Lindt, sondern zahlreiche Schokoladenkonzerne betrifft – und gemäss einer Studie der Universität Chicago in Ghana in mehr als der Hälfte der Kakaobauern-Haushalte vorkommt. Die Branche steht daher regelmässig in der öffentlichen Kritik. Denn mit Kakaoanbau einen existenzsichernden Lohn zu verdienen, ist schwierig. Also müssen die Kinder mithelfen.

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Rundschau, 10.01.2024, 20:05 Uhr

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