Es ist der Traum von so manchen Maturanden: Eine Maturaarbeit schreiben, die echte Wellen schlägt in der Politik. Drei jungen Politikbegeisterten ist genau das gelungen: Mick Biesuz, Jan Suter und Fabian Zehnder haben im letzten Jahr im Rahmen einer gemeinsamen Maturaarbeit untersucht, ob an Aargauer Kantonsschulen die private Meinung des Lehrpersonals im Unterricht zu stark durchdringt.
Anlass dazu waren eigene Erfahrungen, wie Jan Suter, Co-Autor der Maturaarbeit, erzählt: «Wir haben selbst in unserer Kanti-Karriere gewisse Erfahrungen gemacht, die wir nicht als politisch neutral einschätzen würden und wir wollten wissen, was andere darüber denken.»
Dazu haben sie über 500 Schülerinnen und Schüler an vier verschiedenen Aargauer Kantonsschulen in einer nicht repräsentativen Umfrage befragt. Die drei Jungpolitiker der FDP kamen zum Schluss, dass es in vielen Fächern einen Linksdrall gebe. Dies widerspreche dem Aargauer Schulgesetz. Das besagt nämlich: «Die öffentlichen Schulen sind unselbstständige öffentlich-rechtliche Anstalten; sie sind politisch und konfessionell neutral.»
Die Debatte nimmt ihren Lauf
Für den Aargauer FDP-Grossrat Adrian Schoop, der in der Maturaarbeit ebenfalls vorkommt, war dies der Anlass für ein Postulat, welches eine genauere Untersuchung in die Sachlage forderte. Der Grosse Rat stimmte seinem Anliegen mit 75 zu 54 Stimmen zu und überwies das Geschäft dem Regierungsrat. Daraufhin hat der Aargauer SVP-Bildungsdirektor Alex Hürzeler das Forschungsinstitut Sotomo beauftragt, eine repräsentative Umfrage zu dem Thema durchzuführen.
Für die Präsidentin des Aargauer Lehrerinnen- und Lehrerverbands, Kathrin Scholl, ist ein solcher genereller Verdacht unverhältnismässig. Sie halte es nicht für notwendig, 50'000 Franken für eine solche Umfrage auszugeben. Man hätte das Gespräch mit Rektoren suchen und so eruieren können, ob es punktuell Probleme an der Schule gäbe. Auch für Michael Stutz, Lehrer an der Kantonsschule Baden, stellt diese Umfrage ein Misstrauensvotum dar: «Wir machen unseren Job sehr professionell. Politische Diskussionen sind wichtig, es ist aber schade, dass man uns nicht zutraut, diese neutral zu führen.»
Optimismus auf allen Seiten
Adrian Schoop weist den Vorwurf eines Generalverdachts ab: «Die Lehrerinnen und Lehrer müssen dies als Chance sehen, um zeigen zu können, dass die Unterrichtsqualität gewährt ist. Es geht nicht um die persönliche Einstellung in der Politik, sondern um die Führung des Unterrichts.» Weil die Maturaarbeit der drei Jungfreisinnigen nicht repräsentativ sei, müsse nun eine wissenschaftliche Grundlage geschaffen werden.
Michael Stutz habe keine Angst vor der Umfrage. Sie werde bestätigen, dass das Lehrpersonal einen guten Job mache. Auch Kathrin Scholl gibt sich zuversichtlich: «Befürchtungen, dass etwas rauskommt, was uns nicht gefällt, haben wir definitiv nicht. Wir wissen, dass unsere Lehrpersonen verantwortungsbewusst mit diesen Fragen umgehen.» Nun warten alle gespannt auf die Ergebnisse des renommierten Instituts Sotomo unter der Leitung von Michael Hermann.