Die Impfkampagne in der Schweiz geht mit grossen Schritten voran. Das erlaubt nun auch dem Bundesrat, die nächsten Öffnungsschritte zu machen. Auch wenn sie ziemlich weitreichend sind.
Im Wettrennen zwischen Impfgeschwindigkeit und Neuinfektionen läuft es seit längerer Zeit gut für die Schweiz: Die Fallzahlen und die Belegung der Spitäler sinken kontinuierlich, die Impfquote steigt. Die weiteren Lockerungen jetzt erscheinen deshalb als eine logische Folgerung daraus.
Epidemiologisch sollten diese Öffnungen verkraftet werden können. Grössere Ausbrüche sind im Moment nicht zu befürchten, zumal die Sommerferien auch die flaue Zeit sind bei Veranstaltungen und Sportanlässen. Und auch weil die Genesenen und die vollständig Geimpften zusammen mittlerweile gegen 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
Individuelles Risiko nicht unterschätzen
Das individuelle Risiko für Menschen aber, welche die Infektion noch nicht durchgemacht haben und auch nicht geimpft sind, sollte nicht unterschätzt werden. Denn gerade bei den unter 50-Jährigen ist eine Mehrheit der Menschen gegenüber dem Virus noch ungeschützt. Es gibt also viele, die sich noch anstecken könnten, denn die Öffnungen lassen wieder Veranstaltungen zu, die ein höheres Risiko beinhalten. Etwa Grossanlässe und Musikclubs, wo entgegen den ersten Plänen keine Maske getragen werden muss.
Und wie gut das Zertifikat hilft, Menschen zu schützen, die noch nicht immun sind, ist im Moment noch nicht klar. Es ist prinzipiell möglich, sich bei geimpften oder genesenen Personen anzustecken, wenn diese infiziert sind.
Delta-Variante als Spielverderber?
Dazu kommt, dass sich die ansteckendere Delta-Variante vermutlich rasch durchsetzt und dominant wird in der Schweiz. Sie könnte sich bei Ungeschützten durchaus schnell verbreiten und für ansteigende Infektionszahlen sorgen. Dass diese Delta-Variante aber eine neue grosse Welle auslöst, ist eher unwahrscheinlich. Zu schnell geht die Impfkampagne voran.
Das sind alles in allem gute Vorzeichen, dass wir in diesem Wettrennen mit dem Virus auch mit diesen grossen Öffnungsschritten weiterhin vorne liegen werden. Garantien dafür gibt es aber keine – wie immer in dieser Pandemie.