Es ist kühl und eher düster auf dem Pausenplatz des Schulhauses Obernau in der Luzerner Vorortsgemeinde Kriens. Und doch belebt. An verschiedenen Ecken haben Jugendliche in kleineren Gruppen zusammengefunden. Es ist Wochenende. Und: Wohin sonst soll man in diesen Zeiten?
Von der einen Ecke her riecht es nach süsslichem Rauch. Blaubeer-Aroma. Vier Jungs stehen dort um ihre Shisha. Einer zieht am langen Schlauch der Wasserpfeife: Tim, kürzlich 16 Jahre alt geworden. Er dürfte nun in Clubs und an Konzerte gehen. «Ich wünschte mir schon, dass jetzt dann die Shisha-Bars wieder aufgehen», meint er. So wirklich gemütlich sei es hier schon nicht, draussen auf dem Pausenplatz.
Immerhin aber: Es gibt Lockerungen, von denen die Jungen jetzt schon profitieren können. Im Sport etwa. «Ich freue mich sehr, dass wir endlich wieder trainieren können», sagt der 16-jährige Sven, der im Handballclub ist. «Ich habe sehr lange nicht mehr gespielt – etwa zwei, drei Monate.»
Weniger begeistert ist sein Kollege Ruven. Er möchte wieder ins Fitnesscenter und versteht nicht, warum dieses nicht öffnen kann. «Im Fitness haben wir ja sogar Abstand und beim Handball zum Beispiel nicht. Das macht für mich keinen Sinn.»
Viele leiden darunter, dass sie nirgendwo hinkönnen.
Der Krienser Jugendarbeiter Manuel, der im Rahmen der aufsuchenden Jugendarbeit auch dort ist, weiss um die Sorgen der Jugendlichen. «Viele leiden darunter, dass sie nirgendwo hinkönnen.» So hätten viele keine Möglichkeit, zu Hause Freunde einzuladen, weil die Wohnung zu klein sei oder die Eltern immer da. «Und in diesem Alter will man halt keine Party machen, wenn die Eltern im gleichen Raum sind.»
Tatsächlich wird das auch zum Thema bei einer weiteren Gruppe, die sich in einer anderen Ecke des Schulhauses versammelt hat. So bei der 14-jährigen Leonie, deren Mutter seit November ungewöhnlich oft daheim ist. «Ich liebe meine Mami! Aber jetzt ist sie immer zu Hause und ja, das ist schon etwas mühsam», erzählt sie lachend.
Endlich Schluss mit der Angst vor der Polizei
Ihre Kolleginnen pflichten ihr bei. Wobei sie die Corona-Einschränkungen alle ziemlich locker zu nehmen scheinen. Am meisten freuen sie sich über jene Lockerungen, die für alle gelten: «Ich möchte wieder shoppen gehen», sagt die 15-jährige Alia. Und sich wieder ohne schlechtes Gewissen draussen mit ihren Freundinnen und Freunden treffen. Denn da habe es schon ein paar heikle Situationen gegeben: «Wenn wir plötzlich mehr als fünf waren, hatten wir schon Angst davor, dass die Polizei kommt. Aber jetzt, mit den Lockerungen, haben nicht mehr so Angst.»
Sich wieder im grösseren Freundeskreis treffen können, einkaufen und trainieren: Das sind für die Jugendlichen offenbar die wichtigsten Lockerungen. Aber natürlich hätten sie gerne noch mehr. Das spürt auch Jugendarbeiter Manuel Blum: «Ich habe zwar schon den Eindruck, dass die Jugendlichen sich sehr gut an die Regeln halten. Aber sie wünschen sich, dass sie wieder in Bar oder Clubs gehen können, um sich auszutoben.»
Oder zumindest auch sonst ein grosses Fest feiern. So wie es die 15-jährige Luana möchte. Sie wird nämlich bald 16. «Es wäre sehr toll, wenn wir an meinem Geburtstag eine Party machen könnten. Darauf freue ich mich. Wenn es dann vorbei ist ...» Die Chance stehen durchaus gut. Die Feier soll nämlich im Juni steigen.
Über welche Lockerung haben Sie sich am meisten gefreut? Welche weitere Lockerung würden Sie sich wünschen? Sagen Sie es uns in den Kommentaren.