Frische regionale Produkte und lokale Spezialitäten direkt vom Bauernhof: Dort einzukaufen ist im Trend. In der ganzen Schweiz gibt es über 10'000 Hofläden, das zeigen Zahlen des Schweizerischen Bauernverbandes von 2018. Dass die Nachfrage nach frischen Produkten steigt, spürt zum Beispiel Bauer Christoph Stalder aus dem Berner Emmental.
Wo lokal draufsteht, ist lokal drin
Er kennt den Produzenten von jedem der Produkte, die er in seinem Hofladen verkauft. Die Kartoffeln wachsen beim Nachbarbauen und die Milch kommt aus dem Stall 200 Meter weiter die Strasse aufwärts. Kein Produkt reist mehr als 30 Kilometer bis in seinen Laden. Natürlich verkauft Bauer Stalder auch Produkte, die er aus eigener Ernte herstellt.
Die Idee für den Laden hatte damals seine Mutter: Sie verkaufte das selbst gebackene Brot aus dem selbst angebauten Weizen. Heute ist der Hofladen das eigentliche Standbein der Familie. Eine halbe Million Franken hat Bauer Stalder in den kleinen Shop an einem Emmentaler Kreisel investiert. Er und seine Familie beschäftigen auch Angestellte. Und jetzt – wegen Corona – läuft das Geschäft besonders gut: «Ab Ende März kamen deutlich mehr Leute.» Alle hätten plötzlich kleinere Läden bevorzugt.
Die Nachfrage stieg rasant
Dass Corona einen positiven Einfluss auf die Verkaufszahlen hatte, bestätigt auch der Präsident des Berner Bauernverbandes, Hans Jörg Rüegsegger. Etwa drei- bis viermal mehr sei in den Hofläden im Kanton verkauft worden. «Es war wie ein Segen für die Bauern», so Rüegsegger.
Es war ein Segen für die Bauern.
Aber nicht etwa wegen des höheren Gewinnes, sondern wegen der Wertschätzung: «Viele Konsumentinnen und Konsumenten suchten den Dialog mit den Bauern.» Das ermögliche einen einmaligen Einblick in die Arbeit der Bauernfamilien.
Und heute?
Am Anfang der Pandemie stieg die Nachfrage um etwa das Drei- bis Vierfache. Mittlerweile sei sie zurückgegangen, aber immer noch höher als normal – etwa doppelt so hoch wie vor Corona, das bestätigt auch Bauer Christoph Stalder.
Das Gleiche hört auch der Präsident der Berner Bauern, Hans Jörg Rüegsegger. Das ermögliche den Bauern jetzt, etwas durchzuatmen. So erwünscht ein Ansturm auch ist – für die Bauern sei es eine strenge Zeit gewesen: «Das waren plötzlich nicht mehr 9-Stunden-Tage, sondern plötzlich 12- bis 16-Stünder», so Hans Jörg Rüegsegger. Nun könne man die Arbeit wieder mit dem vorhandenen Personal bewältigen.
Er rechnet damit, dass die Erfolgswelle auch in den nächsten paar Monate und Jahre anhalten könnte. Insbesondere auch, weil sich die Hofläden entsprechend der Wünsche der Kundschaft verändern.
Andere Ansprüche
«Die Toleranz der Kundschaft im Hofladen ist grösser», sagt Bauer Christoph Stalder. «Es wird auch mal ein übergrosses Rüebli gekauft», eines, das beim Detailhändler wahrscheinlich liegen bleiben würde. Die Richtlinien von Grosshändlern seien streng – ausser es sei gerade ein Versorgungsengpass, wie während Corona, schmunzelt er.
Unter dem Strich verdiene ich mehr im Hofladen.
Ein weiterer Vorteil des Hofladens sei der Preis. Er bekomme mehr für seine Produkte, als wenn er sie einem Grosshändler verkaufe, «aber es ist natürlich auch mehr Aufwand», so Stalder. Die Ware müsse beispielsweise selber sortiert und abgepackt werden. Unter dem Strich bleibe ihm aber im Hofladen mehr Geld in der Kasse. Er hofft, dass Einkaufen im Hofladen auch künftig im Trend bleibt.