Mithilfe der Grünen haben es die Sozialdemokraten geschafft, ihren Sitz zu verteidigen. Marina Carobbio wechselt von Bern nach Bellinzona. Dabei liess die SP nichts anbrennen. Mit Carobbio setzte die Partei auf die Nummer 1 aus dem Feld der potenziellen Kandidierenden.
Sitzerhalt mit Wermutstropfen
Marina Carobbio ist ein Politprofi mit grosser Bekanntheit im Tessin. Nach 16 Jahren im Tessiner Grossen Rat politisierte sie 16 Jahre in Bern. Zuerst im Nationalrat, zuletzt rund vier Jahre als Ständerätin. Ihre Vertretung in der kleinen Kammer wird die links-grüne Allianz mit dem Wechsel von Carobbio von Bern nach Bellinzona wohl verlieren.
Aber die SP hatte wenig Alternativen, um sich den Sitz des abtretenden SP-Staatsrates Manuele Bertoli zu sichern. Sie ist in der Defensive: Trotz Pakt mit den Grünen kam die Partei auf 4 Prozent weniger Stimmen als die Grünen und die SP zusammengerechnet vor vier Jahren erhielten. Der schwindende Rückhalt bei den Staatsratswahlen und die dünne Personaldecke zeigen, dass die Partei unter Druck steht.
Knatsch und Austritte
Trotz der Wahl: Es ist nicht das Momentum der Links-Grünen. Rechtsbürgerliche Parteien dominieren die Diskussion um eigentlich klassisch sozialdemokratische Themen wie den Prämienanstieg oder tiefe Löhne.
Und weil das Links-Grüne Bündnis Amalia Mirante, eine valable Gegenspielerin Carobbios, ausbremste, verliess Amalia Mirante die SP und gründete eine eigene Bewegung. Das könnte die SP im Grossen Rat schwächen.
Heikle Ausgangslage
Dies macht Carobbios Position als einzige linke Kraft im bürgerlich dominierten Staatsrat nicht einfacher. Und gleich zu Beginn der Amtszeit steht ein heikler Entscheid an: Was mit dem von ihr verlassenen Tessiner Ständeratssitz tun? Verwaist lassen und so an Gehör in Bern verlieren oder Ersatzwahlen kurz vor den Eidgenössischen Wahlen?
Die Wahl von Marina Carobbio in den Staatsrat lanciert im Tessin den Wahlkampf um die nationale Wahl im Oktober. Mit schwierigen Vorzeichen für die Tessiner Sozialdemokraten.