Zwiebelzöpfe, Zwiebelkuchen, Zwiebelzucker, aber kein Glühwein. In Bern hat am Montagmorgen der traditionelle Zibelemärit begonnen. 2020 fiel er wegen Corona aus – zum ersten Mal nach mehr als hundert Jahren. In diesem Jahr findet das Volksfest trotz steigender Fallzahlen wieder statt. Jedoch mit weniger Zwiebeln, weniger Ständen, weniger Leuten und weniger Alkohol.
Es gelten nämlich verschiedene Regeln. Esswaren und alkoholfreie Getränke dürfen an den Ständen zwar verkauft und überall konsumiert werden. Die Standbetreiber dürfen aber keinen Alkohol verkaufen. Wer sich einen wärmenden Glühwein genehmigen will, muss ein Restaurant aufsuchen – oder sich mit alkoholfreien Varianten begnügen: «Wir haben trotzdem einen Glühwein gemacht, statt mit Wein, mit Traubensaft», erzählt ein Standbesitzer.
«Dadurch gibt es weniger Stimmung», bedauert hingegen eine Besucherin. Zu ihrem Knoblauchbrot fehle dies schon. Die Restriktionen beim Alkoholausschank hätten jedoch dazu geführt, dass die Leute weniger stehen blieben, sagt Norbert Esseiva, Leiter Orts- und Gewerbepolizei der Stadt Bern. Damit kam es zu weniger Ansammlungen.
Schön, dass wir wieder da sein dürfen.
Bereits um vier Uhr morgens waren die Leute in der Innenstadt unterwegs – weniger als gewöhnlich. Es sei nicht wie immer, sagte dieser Standbesitzer: «Es ist sehr ruhig und hat wenig Leute.» Vielleicht sei dies wegen des nassen Wetters. Trotzdem, meint eine andere Standbesitzerin: «Es ist schön, dass wir wieder da sein dürfen.»
Normalerweise treffen über hundert Reisecars und mehrere Extrazüge in Bern ein. In diesem Jahr waren es laut Polizei rund 50 Cars, vier davon aus dem Ausland. Wie viele Leute genau am Zibelemärit waren, kann Norbert Esseiva nicht genau beziffern.
Wir bewegen uns im Rahmen von anderen Grossveranstaltungen.
Mehrere Besucher sagten auf Anfrage, es sei zeitweise eng, aber: «Ich fühle mich hier sicherer als an der letzten Party, die ich besucht habe, weil hier alles draussen ist», so eine Besucherin.
Ein Drittel weniger Stände
Am Zibelemärit gilt weder eine Zertifikats- noch eine Maskenpflicht. Es wurde empfohlen, eine Maske zu tragen. Daran hielten sich jedoch nur wenige. Trotzdem ist das erste Fazit von Esseiva positiv: «Es hat viel weniger Gstung als früher.»
Zwar kamen sich die Leute situativ recht nah, ein Problem sei dies aber nicht: «Wir bewegen uns nicht anders als im Ein- und Ausgangsbereich von anderen Grossveranstaltungen.» Hier hätten die Leute deutlich mehr Platz als in den letzten Jahren.
Der Grund: Nur 325 Marktstände wurden betrieben, ein Drittel weniger als in den letzten Jahren. Kurzfristig haben etliche Marktfahrende abgesagt, weil ihre Zwiebelernte zu mager ausfiel.
Nicht einmal halb so viele Zwiebeln
Das Angebot an Zwiebeln ist 2021 deutlich knapper als gewohnt. Der regnerische Sommer und der Hagel machte vielen Gemüsebauern zu schaffen. «Wir werden früh ausverkauft sein», so Peter Hediger. Der Zwiebelproduzent aus Müntschemier im Seeland kann an seinem Stand nur zugekaufte Zwiebeln verkaufen. «Unsere wurden alle vom Hagel beschädigt.»
Auch Bauer Hansueli Jampen habe in diesem Jahr keine einzige Zwiebel ernten können: «Ich kann mich nicht erinnern, dass es in den letzten 50 Jahren so schlimm war wie jetzt.» So standen weniger als 20'000 Kilogramm Zwiebeln zum Verkauf, was nicht einmal der Hälfte des letzten Marktes 2019 entspricht.
Der Zibelemärit geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Seeländer Bauersfrauen tauchten mit Zwiebeln auf der Martinimesse in Bern auf. Seit 2011 gehört der Märit zu den lebendigen Traditionen – zusammen mit der Basler Fasnacht oder dem Zürcher Sechseläuten.