Restaurants und Speisewagen sind wegen des Corona-Übertragungsrisikos geschlossen. Viele Zuggäste ärgern sich deshalb über Menschen, die im ÖV ausgiebig essen und trinken und über längere Zeit keine Maske tragen. Atmosphärenchemiker Urs Baltensperger schätzt das Risiko ein.
SRF News: Ist das Picknicken im Zug ohne Maske und Abstand gefährlich?
Urs Baltensperger: Wir unterscheiden zwischen Aerosolen einerseits und grossen Tröpfchen andererseits. Bei den grossen Tröpfchen reicht der Mindestabstand. Bei den Aerosolen ist das nicht der Fall, weil sie stundenlang in der Luft schweben können. Mit einer Maskentragpflicht können wir die Gefahr einer Corona-Übertragung reduzieren. Oder andersherum: Wenn wir die Maske zum Essen oder Trinken abnehmen, dann erhöhen wir das Risiko.
Also ist es gefährlich, wenn eine Gruppe eine ganze Fahrt lang keine Maske trägt, weil sie zum Beispiel ein Trinkgelage veranstaltet?
Solche Trinkgelage erhöhen das Risiko. Wie hoch das Risiko ist, muss man genau anschauen. Experimente haben kürzlich gezeigt, dass in gut gelüfteten SBB-Waggons die Lüftung so konzipiert ist, dass eine bestimmte Virenkonzentration in einem benachbarten Abteil bereits stark verdünnt ist.
Macht es einen Unterschied, ob man im Restaurant mit Plexiglasscheiben sitzt, und auch mehr Abstand zueinander halten kann, oder im Zug?
Nicht unbedingt, Plexiglasscheiben halte ich für relativ wenig nützlich. Diese halten Aerosole nur sehr bedingt ab, weil sie sich stundenlang in der Luft verbreiten können. Es kommt auf die Lüftung an. Und wenn die Lüftung in Eisenbahnwagen wirklich so gut ist, wie wir das jetzt gesehen haben, dann werden diese Aerosole dort weniger stark verbreitet als in einem Restaurant.
Das Gespräch führte Claudia Weber.