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Psychologin Heidi Simoni: «Maskentragen ist sicher eine Notlösung
Aus HeuteMorgen vom 15.09.2020. Bild: Keystone
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Maskenpflicht in Kitas Psychologin: «Kinder im Spracherwerb trifft es besonders»

In einigen Kantonen gilt eine Maskenpflicht an Kindertagesstätten, weitere Kantone diskutieren darüber. Viele Eltern und Betreuerinnen sind deshalb besorgt. Für Kleinkinder sei es wichtig, wenn sie die Mimik des Gegenübers sehen würden, sagt auch Psychologin Heidi Simoni.

Heidi Simoni

Psychologin

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Heidi Simoni leitet das «Marie Meierhofer Institut für das Kind». Sie war Mitglied einer Arbeitsgruppe, die für die Betreuungsinstitutionen im Kanton Zürich Empfehlungen zum Tragen von Hygienemasken herausgegeben hat.

SRF News: Sie befürworten, dass Betreuerinnen und Betreuer in Kitas Masken tragen, wenn auch schweren Herzens. Warum?

Heidi Simoni: Maskentragen ist sicher eine Notlösung. Wir sprechen auch nicht von einer Maskenpflicht, sondern von Maskentragen mit ganz gezielten und sorgfältig abgewogenen Ausnahmen.

Mancherorts gilt eine strenge Handhabung, die Kita-Angestellten dürfen die Masken nicht vom Gesicht nehmen. Ist das schlecht für die Kinder?

Es ist für Kinder ganz wichtig, dass sie auch über Mimik mit dem Gegenüber im Austausch sein können. Ich hätte wirklich Bedenken, wenn kleine Kinder in Kitas ganze Tage lang kein ganzes Gesicht sähen. Wir wissen allerdings auch, dass bereits Säuglinge sich nicht nur an der Mundpartie orientieren, sondern auch ganz stark an den Augen, dem Haaransatz oder an den ganzen Bewegungsabläufen eines Menschen.

Es ist für Kinder ganz wichtig, dass sie auch über Mimik mit dem Gegenüber im Austausch sein können.

Und sie werden – wenn sie eine Betreuerin auch mal ohne Maske sehen und dann intensiv mit ihr im Kontakt sind – durchaus erkennen, dass es auch mit Maske dieselbe Person ist. Sie lernen also, in den Augen dieser Person zu lesen, ihre Stimme wiederzuerkennen und zu hören, was sie mit ihrer Stimme ausdrückt. Auch wenn die Bezugsperson eine Maske trägt.

Wenn es aber in Kitas keine Ausnahmen gibt, könnte dies den Kindern schaden, so ihre Befürchtung. Warum?

Tragen die Betreuerinnen den Mund- und Nasenschutz immer, sind die Kinder eingeschränkt im Austausch mit dem Gegenüber. Das würde wahrscheinlich Auswirkungen auf die Entwicklung ihrer Sprachfähigkeit haben, weil sie nicht auch an den Lippen erkennen könnten, was das Gegenüber ausdrückt. Es ist generell so, dass sich ganz junge Kinder am Gegenüber orientieren, wenn sie unsicher sind, wenn sie lernen, wenn sie im Austausch sind.

Das würde wahrscheinlich Auswirkungen auf die Entwicklung ihrer Sprachfähigkeit haben.

Das Maskentragen geht mit einer massiven Einschränkung dieses Dialogs einher. Deshalb sagen wir, Maskentragen ja, aber eben mit der Möglichkeit, zu gewissen Zeiten auch ohne Maske mit Kindern im Kontakt zu sein. Es sollten auch bewusst die anderen Kanäle wie Augenkontakt, Körperbewegung, Stimme eingesetzt werden.

Wie steht es bei Kindern mit Migrationshintergrund, bei denen daheim vielleicht keine der Landessprachen gesprochen wird?

Natürlich trifft es Kinder, die im Spracherwerb sind, besonders – egal ob Kleinkinder oder Kinder, die eine neue Umgebungssprache lernen. Es gilt, diese Kinder besonders im Blick zu behalten. Wir haben ja auch in unseren Empfehlungen geschrieben, dass in Situationen, in denen es gezielt darum geht, Sprache zu pflegen und Sprachbildung zu unterstützen, Ausnahmen zu machen sind – aber auch hier mit grosser Sorgfalt und Umsicht.

Das Gespräch führte Andrea Jaggi.

Heute Morgen, 15.9.2020, 6:00 Uhr ; 

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