Es war kurz vor 6 Uhr heute Morgen, als es im Bahnhof Bern zur Störung kam, wie SBB-Sprecherin Sabine Baumgartner sagt: «Ursache der Störung war ein defektes Teil an einer Weiche. Das führte zu Verspätungen, Zugausfällen, aber auch Umleitungen etwa im Fernverkehr.»
Die Störung dauerte vier Stunden und betraf zahlreiche Zugverbindungen. Sie führte auch dazu, dass gewisse Züge, die fuhren, sehr stark besetzt waren.
Und genau das möchten die Behörden im Kampf gegen das Coronavirus eigentlich verhindern. Augenzeugen berichten, dass trotz des Gedränges nur wenige Passagiere eine Schutzmaske trugen.
Das Bundesamt für Gesundheit hat dem Maskentragen einen Bärendienst erwiesen.
Eine unbefriedigende Situation, sagt Ueli Stückelberger, Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr. Denn die Bahn- und Busbetreiber empfehlen das Maskentragen, wenn der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann.
Verantwortlich für diese Unsicherheit sei der Bund, sagt Stückelberger: «Das Bundesamt für Gesundheit hat dem Maskentragen einen Bärendienst erwiesen, indem es zuerst kommuniziert hat, dass Masken nichts bringen. Das haben die Leute noch in den Ohren. Wir vermuten stark, dass das der Grund ist, warum die Leute nicht mehr Masken tragen, auch wenn es empfohlen wird.»
Der Verband öffentlicher Verkehr setzt weiterhin auf die Eigenverantwortung der Passagiere. Stückelberger empfiehlt allen Reisenden, immer eine Maske dabei zu haben, für den Fall, dass es im Zug oder Bus eng wird.
Dass die Eigenverantwortung in solchen Ausnahmesituationen wie heute in Bern an ihre Grenzen stösst, streitet Stückelberger nicht ab. Wäre da eine Maskenpflicht nicht sinnvoll?
Gegen eine Pflicht nur im öffentlichen Verkehr wehrt sich der Verbandsdirektor aber: «Wir möchten nicht, dass der öffentliche Verkehr stigmatisiert wird. Der ÖV wird in der Schweiz geschätzt und ist kein Sonderfall. Deshalb möchten wir keine andere Regelung.»
Der ÖV ist kein Sonderfall. Deshalb möchten wir keine andere Regelung.
Entscheiden über eine Maskenpflicht müsste der Bund. Das Bundesamt für Gesundheit wollte auf Anfrage nicht Stellung nehmen zur Frage einer Maskenpflicht. Die Frage werde laufend neu beurteilt, heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme. Der Bundesrat werde die Maskenfrage in einer Woche erneut diskutieren.
Vorläufig bleibt es also bei einer Empfehlung, eine Maske zu tragen. Einer Empfehlung, die die Mehrheit der Reisenden nicht befolgt.