Ein Augenschein im Appenzellerland. Zuhinterst im Tal, bevor der Weg in den Alpstein ansteigt, steht die Talstation der kleinen Gondelbahn zur Alp Sigel. «Für uns ist es finanziell sehr, sehr wichtig, dass die Bahn wieder aufgeht», erklärt Albert Neff. Der Mitbesitzer von Alp und Gondelbahn zeigt, wo in der Talstation die Bodenmarkierungen hinkommen. «Vor dem Automaten sicher und dann vor der Tür, damit die Leute vor dem Eingang warten.» Distanz halten und draussen warten ist angesagt.
Viele Vorgaben abgeschwächt
Zwei Kabinen mit je vier Plätzen bringen Touristen und Arbeiter auf die Alp Sigel. Aber zwei Meter Abstand halten, das geht in der Gondel natürlich nicht. Und das Schutzkonzept des Seilbahnverbandes schreibt diesbezüglich auch nichts vor – weder zur Maskenpflicht noch zur Zahl der Passagiere pro Gondel. Ursprünglich war eine Limitierung der Passagiere vorgesehen und etwa, dass Mitarbeiter in grösseren Gondeln mit Plexiglas zu schützen sind. Doch viele Vorgaben wurden abgeschwächt.
Sepp Odermatt vom Schweizer Seilbahnverband erklärt: «Es wurde nicht in dem Sinne abgeschwächt, sondern den effektiven Bedürfnissen angepasst.»
Die Seilbahnen empfehlen nun ihren Passagieren nur noch, die Schutzmaske zu tragen, wenn es zu voll wird. Muss man also keine Angst haben, wenn man sich mit Unbekannten in eine Gondel drängt? «Das ist relativ schwierig definitiv zu beurteilen», meint Odermatt. «Wir setzen ja nur um, was das BAG vorschreibt.»
Jede Bahn entscheidet selbst
Der Seilbahnverband orientiere sich am Schutzkonzept des öffentlichen Verkehrs. Ob die Passagierzahl limitiert wird, muss jede Bahn selbst entscheiden. «Viele haben schon kommuniziert, dass man dann vielleicht weniger Personen transportiert, aber dafür auch öfter fährt», weiss Odermatt.
Vorsichtige Berggänger dürften auch mal allein in die Gondel sitzen, sagen viele Seilbähnler auf Anfrage. Auch Albert Neff sieht unter der Woche kein Problem, aber: «An einem schönen Wochenende, wenn 30 Leute anstehen, und eine Person alleine hochfahren möchte, würde das wohl nicht verstanden.» Zu Spitzenzeiten kann es in den Schweizer Seilbahnen ab voraussichtlich 8. Juni also auch eng werden.