- Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg hat an einem Point de Presse in Bern Vorwürfe zu falschen Zahlen bei den Massentests von Berner Schulen zurückgewiesen.
- Der «Sonntagsblick» hatte geschrieben, Schnegg verschweige, dass Fallzahlen nicht stimmten. In Tat und Wahrheit liege die Zahl der positiven Coronatests in Berner Schulen höher als vom Kanton Bern ausgewiesen.
- Laut Schnegg handle es sich bei dieser Darstellung um eine «Fakten verzerrende Berichterstattung». Entsprechend würde seine Direktion «rechtliche Schritte» prüfen.
An der Medienkonferenz in Bern wies Regierungsrat Pierre Alain Schnegg die Vorwürfe der schlechten Kommunikation zurück. Laut Schnegg würden in Bern so viele Tests gemacht wie sonst nirgends.
Wohl kaum ein anderer Kanton informiert so umfangreich und detailliert wie der Kanton Bern.
Und: Es gebe keine Hinweise, dass die durch den Kanton publizierten Zahlen nicht stimmen.
Anstieg entsprach nationalem Trend
Vor dem Beginn der letzten Testwoche habe das Bundesamt für Gesundheit dem Kanton Bern gemeldet, dass ein Labor unter Umständen zu tiefe Resultate ausweise. Danach seien die Tests in anderen Labors ausgewertet worden, teilte Schnegg mit.
Bei den Testungen im neuen Labor hätten auch die anderen, positiven Test-Pools deutlich zugenommen. Derzeit sei noch nicht möglich zu sagen, welches Labor richtig arbeitete, so Schnegg. Vergleichen könne man nicht – abgesehen von einem Tag, an dem mit einer Stichprobe Vergleichsauswertungen durchgeführt wurden, kam jeweils nur ein Labor für die Auswertung der Speicheltests zum Zug.
Die Kontrolle der Labors ist Sache des Bundes, nicht des Kantons
Dass die Zahl der positiv ausgefallenen Test im Kanton Bern in der letzten Woche der Massentests in Berner Schulen höher ausgefallen sei, sei laut Schnegg nicht verwunderlich: Auch national gesehen sei die Zahl der positiven Corona-Tests damals gestiegen. Allerdings stellte Schnegg am Medienanlass auch klar, dass es nicht Aufgabe des Kantons sei, die Labors zu kontrollieren und ihre Arbeit zu hinterfragen.
Rechtliche Schritte würden geprüft
Der «Sonntagsblick» hatte am Sonntag geschrieben, das Bundesamt für Gesundheit (BAG) habe Ende August wegen tiefer Fallzahlen bei den Massentests von Schülerinnen und Schüler an Berner Schulen beim Kanton Bern interveniert. Nach dieser Intervention seien die Speichelproben aus den Berner Schulen an einem anderen Labor ausgewertet worden. Plötzlich seien die Fallzahlen deutlich höher ausgefallen. Diesen Wechsel des Labors habe Schnegg verschwiegen. In Tat und Wahrheit seien die Fallzahlen im Kanton Bern höher.
Gegen diese Darstellung des «Sonntagsblick», die ein «Fakten verzerrender Bericht» und ein «Sturm im Wasserglas» sei, wolle die Berner Gesundheitsdirektion rechtliche Schritte prüfen.
Keine Massentests mehr an Berner Schulen
Klar ist: Massentests an Berner Schulen wird es bis auf Weiteres nicht mehr geben. Der neue Weg über das Testen bei Corona-Ausbrüchen vor Ort sei besser. Ansteckungen würde so mit grösserer Sicherheit entdeckt, so Schnegg. Und Übertragungsketten könnten mit diesen mobilen Testteams eher unterbrochen werden. Zudem sei bei dieser Methode das Testen nicht freiwillig wie bei den Massentests.
Dass der Kanton Bern mit Massentests aufhöre, habe indes nichts mit den Labors und den Vorwürfen zu tun – sondern der Kanton habe schon vor den Sommerferien so entschieden, betonte der Berner Gesundheitsdirektor.