Der Oeschinensee ist Idylle pur – und ein beliebtes Sujet in den sozialen Medien. Allein auf Instagram wurde der Hashtag #oeschinensee bisher fast 140'000 Mal erwähnt. Die Folge: Der Ort wird regelrecht überrannt. Zurück bleiben volle Abfallkübel und verärgerte Einheimische.
Das soll sich jetzt ändern: Ab Mai 2025 sollen Besucherinnen und Besucher ein Online-Ticket für ein gewisses Zeitfenster lösen, wenn sie mit der Gondelbahn von Kandersteg zum Oeschinensee hochfahren wollen – und zwar im Voraus. Im Fall von Schlechtwetter oder Krankheit kann das Billett umgebucht werden.
Wir wollen die Leute besser auf dem Berg verteilen und Wartezeiten reduzieren.
Christoph Wandfluh, Verwaltungsratspräsident der Gondelbahn Kandersteg-Oeschinensee, erklärt: «Es geht darum, dass wir die Leute besser auf dem Berg verteilen und Wartezeiten reduzieren können.» Zwar sei eine Reservation nicht zwingend nötig. «Aber wer reserviert, hat einen Platz auf sicher und muss nicht mehr warten.» Wer kein Ticket hat, hat allenfalls keinen Platz oder hat nicht sofort einen Platz.
Lenken statt verbieten
Eine bessere Verteilung kann laut Christoph Wandfluh durchaus heissen, dass zu gewissen Zeiten weniger Gäste den Berg hochgefahren werden als früher.
Dadurch erhofft er sich vor allem Vorteile für die Natur: «Der Oeschinensee ist Unesco-Welterbe, wir dürfen die Umgebung nicht zu Tode trampeln.» Gleichzeitig hätten auch die Besucherinnen und Besucher ein besseres Erlebnis, wenn der Ort nicht überlaufen sei.
Christoph Wandfluh betont, dass es den Verantwortlichen nicht darum gehe, den Gästen einen Besuch zu verbieten – «das können wir auch gar nicht». Die sozialen Medien steuern zu wollen, sei unrealistisch. Es gehe in erster Linie um Sensibilisierung und Lenkung.
In Flipflops auf dem Bergwanderweg
Seit vier Jahren sind Ranger im Einsatz, die Besucherinnen und Besucher vor Ort auf Verhaltensregeln aufmerksam machen. Und seit einem halben Jahr gibt es ein Social-Media-Programm, mit dem Besuchende möglichst schon vor ihrem Ausflug erreicht werden sollen.
«Wir wollen den Leuten bewusst machen, dass sie nicht in eine Stadt oder ein Dorf kommen, sondern auf einen Berg, wo es auch mal huddeln kann», sagt Christoph Wandfluh.
In der Vergangenheit kam es immer wieder vor, dass Wanderinnen und Wanderer mit Turnschuhen oder sogar mit Flipflops auf schwierigen Wegabschnitten unterwegs waren. Oder sie missachteten Absperrungen.
So wie an Auffahrt: Am 9. Mai 2024 waren viele Personen auf der Heuberg-Route oberhalb des Oeschinensees unterwegs. Der Weg war wegen der Gefahr von Nassschneelawinen auf Informationstafeln und im Internet als gesperrt gekennzeichnet.
Für viele war diese Information offenbar nicht deutlich genug. Es kam zur Katastrophe: Eine Nassschneelawine löste einen Steinschlag aus, vier Personen wurden verletzt, ein Mann starb. Und 62 Menschen mussten mit dem Helikopter aus dem Gebiet geflogen werden.
«Wir wollen verhindern, dass Leute schlecht vorbereitet zu uns kommen», sagt Christoph Wandfluh. Darum versuche man sie jetzt auf jenen Kanälen zu erreichen, die den Hype überhaupt erst ausgelöst haben: über die sozialen Medien.