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Massnahme gegen Overtourism Stadt Luzern bittet Reisecars zur Kasse – ein Novum

Ein Halt mit dem Reisebus in Luzern kostet neu 100 Franken. Das gibt es in der Schweiz bisher nirgends.

Darum geht es: Durchschnittlich 280 Reisebusse halten an einem Sommertag in der Nähe des Stadtluzerner Löwendenkmals. Für viele Städterinnen und Städter sind das zu viele, zeigt eine aktuelle Befragung der Hochschule Luzern. Weniger Reisebusse fordert auch das Luzerner Stadtparlament. Mit deutlicher Mehrheit hat es deshalb beschlossen, Busunternehmen künftig zur Kasse zu bitten. Bisher war das Anhalten in der Stadt gratis.

Luzern steht mit dem neuen Reisebusregime an einem Wendepunkt in der Verkehrspolitik.
Autor: Caroline Rey SP Stadt Luzern

Das ändert sich: Künfig bezahlen Busse für einen Halt im Luzerner Stadtzentrum 100 Franken. Eine solche Gebühr ist schweizweit einmalig. Betroffen von dieser Regel sind die Haltestellen am Schwanenplatz, am Löwenplatz und am Kasernenplatz. Zusätzlich hat das Parlament auch entschieden, die Reisebusse mit einem sogenannten «Slot-Management» stärker zu verteilen. Die Busse müssen die begrenzten Halteplätze online reservieren.

Eine grosse Gruppe von Menschen läuft über einen Fussgängerstreifen.
Legende: Symbol des Overtourism: Im Mai fuhren 95 Reisebusse 4000 Touristinnen und Touristen nach Luzern. Die Reise war ein Geschenk ihres Arbeitgebers. Keystone/Urs Flüeler

Das sind die Hoffnungen: «Luzern steht mit dem neuen Reisebusregime an einem Wendepunkt in der Verkehrspolitik», sagt Caroline Rey, SP. Modell für das Regime in Luzern ist das österreichische Salzburg. Die Stadt kennt ein ähnliches System bereits seit 2018. «Die Zahl der Reisebusse ist gesunken», bilanziert Stefan Loidl von Tourismus Salzburg. In diesem Jahr erwartet er rund 25'000 Busse, vor fünf Jahren waren es noch 39'000. Weggefallen seien primär Reisegruppen mit kurzen Stopps von einer Stunde. Das sei kein Verlust, sagt Loidl.

Mit dem Slot-Management besteht das Risiko, dass Luzern an Attraktivität einbüsst.
Autor: Patrick Zibung SVP Stadt Luzern

Das sind die Befürchtungen: «Das Slot-Management ist in der Schweiz bisher einmalig und bedeutet einen Mehraufwand. Damit besteht das Risiko, dass Luzern an Attraktivität einbüsst», sagt Patrick Zibung, SVP. Seine Fraktion war im Stadtparlament als einzige gegen die Massnahmen. Der Luzerner Tourismusverantwortliche Marcel Perren sieht es weniger drastisch. Für die betroffenen Branchen, welche in der Altstadt Uhren oder Souvenirs verkaufen, gebe es aber noch offene Fragen: «Sie können noch nicht abschätzen, wie viel Umsatz sie einbüssen werden.»

Das ist der Zeitplan: Die neuen Haltegebühren gelten ab März 2025. Das Lenkungssystem für die Reisebusse wird voraussichtlich 2026 eingeführt. Von den Vorschriften ausgenommen sind Busse, welche Menschen mit Mobilitätseinschränkungen transportieren und ebenfalls im Zentrum anhalten.

Regionaljournal Zentralschweiz, 19.12.2024, 12:03 Uhr ; 

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