Reisecars, die am Schwanenplatz direkt vor den Uhrengeschäften anhalten. Grössere Gruppen, die in den Gassen der Altstadt unterwegs sind und Selfies von der Kapellbrücke knipsen. Vielen Luzernerinnen und Luzernern macht das zu schaffen. Das zeigt eine neue repräsentative Bevölkerungsumfrage zum Tourismus.
Die Studie kommt zwar zum Schluss, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten (87 Prozent) sich der grossen Bedeutung des Tourismus für die Stadt Luzern bewusst ist. Und 69 Prozent der Stadtbevölkerung beurteilen den Tourismus als positiv bis sehr positiv.
Der Tourismus in Luzern soll sich im Einklang mit der Bevölkerung entwickeln.
«Das stimmt uns zuversichtlich», sagt Franziska Bitzi, die Finanzdirektorin der Stadt Luzern. Die Umfragewerte bedeuteten nämlich eine Steigerung der Zustimmung im Vergleich zur letzten Umfrage im Jahr 2020. «Der Tourismus in Luzern soll sich im Einklang mit der Bevölkerung entwickeln.»
Feindbild Reisecar
Trotzdem werden einige Aspekte des Tourismus kritisch beurteilt. Vor allem die zahlreichen Reisecars sind der Bevölkerung ein Dorn im Auge.
Die Anzahl Reisecars an zentralen Orten – zum Beispiel auf dem Schwanenplatz am See oder auf dem Löwenplatz in der Nähe des Löwendenkmals – beurteilen die Luzernerinnen und Luzerner als kritisch. Mehr als die Hälfte geben an, dass dieses Ausmass störend ist. Zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass Reisecars möglichst wenig in der Stadt Luzern herumfahren sollten.
Zankapfel Airbnb
Gar nicht gern gesehen wird auch die Vermietung von Privatwohnungen für touristische Zwecke. 58 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass dies zu höheren Wohnungspreisen führe.
Dass Anbieter von solchen Wohnungen in Luzern für Unmut sorgen, ist nichts Neues. Im März vor einem Jahr wurde die sogenannte Airbnb-Initiative vom Stimmvolk mit 65 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Die Initiative verlangt, dass die Vermietung von Wohnungen über Tourismus-Plattformen wie Airbnb nur noch an maximal 90 Tagen im Jahr erlaubt ist. Um die Umsetzung wurde kürzlich im Stadtparlament heftig gerungen.
Reisende sollen künftig besser durch die Stadt gelotst werden
Die Umfrage zeigt auch: Die Bevölkerung ist der Meinung, dass die akzeptable Anzahl an Touristinnen und Touristen in der Stadt Luzern überschritten ist, insbesondere in der Altstadt. «Eine Lenkung und Regulierung des Tourismus in der Stadt Luzern wird grundsätzlich begrüsst», sagt Franziska Bitzi.
Eine solche ist momentan in Bearbeitung. Künftig sollen Gäste beispielsweise auf einer Plattform in Echtzeit sehen, wie stark Sehenswürdigkeiten wie die Kapellbrücke oder das Löwendenkmal gerade besucht sind. Die Verantwortlichen erhoffen sich so eine bessere zeitliche und örtliche Verteilung der Touristenströme. Zudem soll in der Stadt die Besucherlenkung mit neuen Schildern besser funktionieren.
Die Resultate der Umfrage fliessen nun in die Umsetzung der Tourismusstrategie 2030 der Stadt Luzern ein. Das Thema wird Luzern in Zukunft noch stärker beschäftigen. Die Gesamtzahl der Touristinnen und Touristen wird in den nächsten Jahren nämlich deutlich zunehmen. Davon geht die Weltorganisation für Tourismus aus. Ein überdurchschnittliches Wachstum erwartet sie dabei im Bereich der Individualreisenden. Und diese sind schwer zu lenken.