Der Zürcher Medienkonzern Tamedia kauft die «Basler Zeitung» (BaZ). Dafür geht unter anderem das «Tagblatt der Stadt Zürich» an die Zeitungshaus AG, deren Mitbesitzer alt SVP-Bundesrat Christoph Blocher ist. Medien-Experte Mark Eisenegger sagt, was der Deal für die Schweizer Medienlandschaft bedeutet.
SRF News: Herr Eisenegger, Tamedia übernimmt die BaZ. Ist Christoph Blocher damit mit seiner Zeitungsstrategie in Basel gescheitert?
Mark Eisenegger: Tatsächlich hat die «Basler Zeitung» dramatisch an Auflage verloren. Seit 2010 nahm diese um rund 50 Prozent von 83'000 auf 46'000 ab. Das ist ein grosser Rückgang. Allerdings ist zu sagen, dass die «Basler Zeitung» mit seinem starken rechtskonservativen und rechtsbürgerlichen Kurs in der Region einen schweren Stand hatte. Basel-Stadt ist bekanntermassen sozialdemokratisch, eher linksalternativ ausgerichtet. Nun hat sich gezeigt, dass das nicht der geeignete Humus ist, um mit dieser Zeitung erfolgreich zu sein.
Welches Interesse hat die Tamedia an der «Basler Zeitung»?
Sie kann dann neben Zürich und Bern eine weitere städtische Agglomeration mit ihren Inhalten bedienen. Zudem kann Tamedia Synergien innerhalb der Redaktionen nutzen. Wir wissen, dass alle diese Standorte mit gleichförmigen Inhalten im Bereich Inland, Ausland, Kultur und Wirtschaft bestückt werden.
Darüber hinaus ist es auch ein interessantes ökonomisches Gebiet – insbesondere deshalb, weil man davon ausgehen muss, dass sich der politische Kurs der Basler Zeitung nun ändern wird. Tendenziell wird sich die Zeitung in Richtung Mitte bewegen und das wird in Basel vermutlich auf grössere Resonanz stossen.
Wir wissen, dass alle diese Standorte mit gleichförmigen Inhalten im Bereich Inland, Ausland, Kultur und Wirtschaft bestückt werden.
Tamedia baut ihre Marktmacht aus. Welche Gefahren lauern dabei?
In der Deutschschweiz kontrollieren Tamedia, Ringier und die NZZ rund 80 Prozent des Printmarktes, und dieser Trend wird sich fortsetzen. Wir werden tendenziell weniger Vielfalt erleben im Bereich Inland, Ausland und Wirtschaft. Aus demokratietheoretischer Perspektive ist das nicht das, was wir wollen. Es ist zu hoffen, dass wenigstens in der regionalen Berichterstattung eine gewisse Vielfalt erhalten bleibt.
Und was bezweckt Christoph Blocher mit den Gratiszeitungen?
Gratiszeitungen sind offenbar sehr interessant. Sie sind so aufgestellt, dass man ein geringes ökonomisches Risiko tragen muss und sie funktionieren aus ökonomischer Sicht immer noch relativ gut. Zudem kann man mit den erhaltenen Gratiszeitungen rund eine Million Haushalte erreichen. Damit lässt sich politisch durchaus etwas bewegen. Christoph Blocher hat ja auch in der Vergangenheit mit der Lancierung einer Gratis-Sonntagszeitung geliebäugelt.
Das Gespräch führte Marcel Anderwert