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Mehr Frauen in die Führung Sportverbände bekunden Mühe mit der Frauenquote

Fördergelder in Gefahr? Die 40-Prozent-Quote erweist sich als hohes Ziel für zeitintensive und oft ehrenamtliche Jobs.

Die Ansage von Sportministerin Viola Amherd war klar: Ab Anfang 2025 muss jeder nationale Sportverband in seinen Führungsgremien eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent aufweisen. Verbände, die diese Vorgabe nicht erfüllen, könnten ihre Fördergelder verlieren.

Bald läuft die Frist ab und es zeigt sich, dass die Geschlechterquote für viele Verbände schwer umsetzbar ist. Im fünfköpfigen Vorstand des Schweizer Schiesssport-Verbandes (SSV) etwa sitzt derzeit nur eine Frau. Es sei unrealistisch, dass sich dies so kurzfristig ändern werde, sagt Präsident Luca Filippini.

Wir haben grundsätzlich Mühe, Leute für den Vorstand zu finden, unabhängig vom Geschlecht.
Autor: Luca Filippini Präsident Schweizer Schiesssport Verband

Im Vorstand brauche es erfahrene und ausgebildete Personen, die mit Lust und Laune diese ehrenamtliche Position übernehmen würden und Zeit auch für häufige Einsätze an Wochenenden hätten: «Wir haben grundsätzlich Mühe, Leute für den Vorstand zu finden, unabhängig vom Geschlecht», bilanziert Filippini.

Kommt hinzu, dass Frauen im Schiesssport-Verband seit jeher in Unterzahl sind. Genauso wie im Eidgenössischen Schwingerverband, wo 90 Prozent aller Mitglieder männlich sind und keine Frau im Vorstand sitzt.

Auch Fussballverband muss in die Verlängerung

Oder im Fussball. Beim Schweizer Fussballverband SFV bestand der Zentralvorstand lange Zeit nur aus Männern. Nach einer Statutenänderung wurden im letzten Juni erstmals zwei Frauen ins Gremium gewählt – 129 Jahre nach der Gründung des Verbandes. Die 40-Prozent-Quote ist jedoch mit zwei Frauen im neunköpfigen Zentralvorstand noch längst nicht erfüllt.

Diese Vorgabe der Sportförderverordnung dient als Impuls, einige sind schon weiter, andere brauchen noch ein wenig Zeit.
Autor: Karin Wunderlin Swiss Oympic, Leiterin Verbandsmanagement

Der Dachverband Swiss Olympic ist sich der Problematik bewusst, wie die Leiterin Verbandsmanagement Karin Wunderlin sagt: «Die Quote ist schwierig zu erreichen, gerade in Sportarten, wo die Zahl der aktiven Männer und Frauen nicht ausgeglichen ist.» Diese Vorgabe der Sportförderverordnung diene als Impuls, einige seien schon weiter, andere brauchten noch ein wenig Zeit.

Volleyverband auf Kurs

Keine Zeit mehr benötigt der Volleyballverband Swiss Volley, der bereits seit vier Jahren die Geschlechterquote von 40 Prozent erfüllt und mit Nora Willi gar eine Präsidentin hat: «Die Gleichberechtigung ist sozusagen in unserer DNA weltweit verbreitet, auch bezüglich Preisgeldern und Stellenwert in den Medien. Das ist bei uns selbstverständlich und bildet sich auch in den Führungsgremien ab.»

Der Volleyballverband muss sich also keine Sorgen machen, dass ihm ab dem neuen Jahr Fördergelder gestrichen werden könnten. Was aber ist mit jenen Sportverbänden, welche die 40-Prozent-Quote nicht erfüllen? Werden tatsächlich Fördergelder gestrichen?

Nachbessern «erlaubt»

Dazu dürfte es nicht kommen. Ist ab Januar die Vorgabe nicht erfüllt, kann ein Verband beim Bundesamt für Sport (Baspo) eine schriftliche Begründung einreichen und entsprechende Massnahmen zur Frauenförderung aufzeigen. Das bedeutet, dass ein Verband nicht automatisch auf Fördergelder verzichten muss.

Viola Amherd
Legende: Sportministerin Viola Amherd will mehr Frauen in Führungspositionen in den Schweizer Sportverbänden. Keystone/Peter Klaunzer

Nachbessern muss übrigens selbst der Dachverband Swiss Olympic: Doch Verbands­management­leiterin Wunderlin ist zuversichtlich, dass der Verband ab dem neuen Jahr mit gutem Beispiel und der Erfüllung der Geschlechterquote vorangehen wird.

Echo der Zeit, 07.10.2024, 18:00 Uhr ; 

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