SRF: Was bedeutet der Plan des Bundesrates für potenzielle Immobilienkäufer?
Jan Baumann: Das heisst, dass diese Leute mehr Ersparnisse auf der hohen Kante haben müssten. Denn die Pensionskassengelder können sie künftig zu einem grossen Teil nicht mehr für den Erwerb von Wohneigentum verwenden. Gerade jüngere Leute und Personen mit einem bescheideneren Einkommen haben bisher oft auf Pensionskassengelder für den Haus- oder Wohnungskauf zurückgegriffen.
Auch die Banken haben gerade weit strengere Regeln beschlossen für die Hypothekenvergabe. Wird dadurch der Kauf von Eigenheim noch schwieriger?
Ja, allerdings geht es bei den Einschränkungen bei der Kreditvergabe der Banken um Massnahmen gegen die Überhitzung auf dem Immobilienmarkt. Das ist eine kurzfristige Gefahr. Die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht machen sich seit geraumer Zeit Sorgen deswegen. Der Bundesrat wird sich auch weiterhin mit diesem Dossier befassen müssen, unabhängig von der Rentenreform.
Würde diese Neuregelung bei den Pensionskassengeldern den Immobilienmarkt grundsätzlich verändern?
Der heutige Reformvorschlag ist langfristig angelegt. Da geht es nicht um die akuten Gefahren auf dem Immobilienmarkt, sondern um die Sicherung der Altersvorsorge. Aber die Reform hätte natürlich auch Auswirkungen auf den Hypothekarmarkt. Sie würde die Kreditvergaben der Banken verringern. Aber nicht sofort, denn bis die Reform greift, hat sich der Immobilienmarkt vielleicht schon etwas beruhigt. Deshalb macht es grundsätzlich Sinn, dass der Bundesrat das eine tut, aber das andere nicht lässt: Dass er einerseits den Banken kurzfristig auf die Finger schaut bei der Kreditvergabe und gleichzeitig die Rentenreform vorantreibt.
Bleiben wir damit endgültig das viel zitierte Volk von Mietern?
Das ist vielleicht ein etwas gewagter Schluss. Doch sollte der Vorschlag des Bundesrates durchkommen, würde das die Praxis bei der Hypothekarkreditvergabe der Banken sicher bedeutend verändern. Das heisst, es müssten – wenn der Reformvorschlag tatsächlich Wirklichkeit wird – entsprechend mehr Leute auf Wohneigentum verzichten und Mieter bleiben.
Das Gespräch führte Roman Filliger.