Am Anfang war es der Kanton Solothurn, der mit einer Medienmitteilung auf die steigende Anzahl gestohlener Pakete aufmerksam machte. Auf Medienanfragen hin äusserten sich auch andere Kantone dahingehend. Eine SRF-Umfrage bei den Kantonspolizeien zeigt nun: Die halbe Schweiz ist vom vermehrten Paketdiebstahl betroffen.
Die Tendenz zeigt sich allerdings nicht erst seit Ausbruch des Corona-Virus und dem damit verbundenen Anstieg von Bestellungen im Internet. Neben dem Kanton Solothurn hat sich in den letzten zwei Jahren auch im Kanton Basel-Landschaft die Zahl der gestohlenen Päckli verdoppelt, wie die Polizei auf Anfrage bestätigt.
Auch im Kanton Aargau – dem viertgrössten Kanton der Schweiz – schlagen Paketdiebe häufiger zu: Waren es 2018 noch 94 Fälle, stieg die Zahl im Jahr 2019 auf 113. Im letzten Jahr wurde der Polizei gar 162 Paketdiebstähle gemeldet. Einen Anstieg spürt auch Basel-Stadt. Damit zeigt sich: Die Nordwestschweiz gehört zu den Regionen, die stärker betroffen sind.
Auf Anfrage von SRF bestätigen weitere Kantone einen leichten Anstieg, wie etwa Zürich und Bern. Vergleicht man die Bevölkerungsstärke der Kantone, ist gar die halbe Schweiz betroffen.
Trotz Anstieg tiefe Zahlen
Die Diebstähle von Paketen in absoluten Zahlen sind allerdings tief. Sie bewegen sich beispielsweise in der Nordwestschweiz allesamt im zwei- bis dreistelligen Bereich pro Kanton. Allerdings vermuten Kantonspolizeien wie Solothurn oder Luzern, dass die Dunkelziffer höher ist.
Wir gehen davon aus, dass es Personen gibt, die einen Diebstahl nicht melden.
«Wir gehen davon aus, dass es Personen gibt, die einen Diebstahl nicht melden. Da ist sicher mehr vorhanden als uns bekannt ist», so Astrid Bucher, Mediensprecherin der Kantonspolizei Solothurn. Ein erkennbares Muster oder System, wie die Diebe vorgehen, ist gemäss Bucher nicht bekannt. Es handle sich um Gelegenheitsdiebe.
Der Onlinehändler Digitec-Galaxus fügt auf Anfrage an, dass kleine Päckli, die schnell aus einem Briefkasten entfernt werden können, bei Dieben «oftmals beliebter sind». Und Léa Wertheimer, Mediensprecherin der Post, ergänzt: «Das Logo auf einem Päckli ist attraktiv oder weniger attraktiv für Kriminelle, die Geld machen wollen mit der Ware. Deshalb ist die Grösse nicht so relevant, sondern viel mehr, woher das Paket kommt.» Versandhändler von elektronischen Geräten – beziehungsweise ihre Ware – sind beispielsweise beliebter als andere.
Das Logo auf einem Päckli ist attraktiv oder weniger attraktiv für Kriminelle.
Die Post und die Kantonspolizei Solothurn weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Pakete möglichst schnell nach der Zulieferung aus dem Briefkasten geholt werden sollen. Und: «Ein Paket kann man sich auch an Abholstellen wie einer Tankstelle liefern oder in einem My Post 24-Automaten deponieren lassen», so die Post-Sprecherin.