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Kindsmisshandlungen nehmen zu
Aus Schweiz aktuell vom 20.01.2020.
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Mehr Schütteltraumata Wenn Eltern für ihre Kinder gefährlich werden

Alarmierender Befund: Die Kinderschutzgruppe meldet eine Zunahme von «Schüttelbabys» am Zürcher Kinderspital.

Fast täglich ist Georg Staubli mit schlimmen Bildern konfrontiert. Am Computer zeigt der Arzt am Zürcher Kinderspital eine Aufnahme aus dem Inneren eines dunkel verfärbten Auges. Für den Leiter der Kinderschutzgruppe am «Kispi» ein klarer Fall von Schütteltrauma. «Wir haben in der ganzen Netzhaut eine massive Blutung. Das kann eigentlich nur durch Schütteln passieren.»

Die Statistik der Zürcher Kinderschutzgruppe spricht eine traurige Sprache. 2019 gab es 10 gemeldete Fälle von Schütteltraumata, fünf davon haben sich bestätigt. Es sind drei mehr als im Vorjahr. Gesamthaft verzeichnete das «Kispi» 544 Verdachtsfälle von Misshandlungen, 387 liessen sich bestätigen.

Hirnschäden, Depressionen, Kriminalität

Seit Ende der Achtzigerjahre, als die Kinderschutzgruppe in Zürich ihre Arbeit begann, stieg die Zahl der Misshandlungen konstant an und verharrt derzeit auf hohem Niveau. Die Gründe kennt auch Georg Staubli nicht im Detail. «Es mag sein, dass die Leute sensibilisierter sind und einen Vorfall schneller melden als früher, seien es Nachbarn oder Verwandte. Es kann aber auch am Bevölkerungswachstum liegen.»

Die Langzeitfolgen sind gravierend. Auch kurzes Schütteln kann den Tod eines Säuglings, schwere Traumata, Hirnschäden und Behinderungen verursachen. Misshandlungen haben neben körperlichem auch viel seelischen Schmerz zur Folge, wie Anja Böni erklärt.

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Anja Böni: «Betroffene leiden an Verhaltensstörungen und werden aggressiv.»
Aus Schweiz aktuell vom 20.01.2020.
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Sie ist Oberärztin, Psychiaterin und Opferberaterin. «Betroffene leiden an Verhaltensstörungen, werden aggressiv, traurig, isolieren sich. Das kann im Erwachsenenalter übergehen in kriminelles Verhalten. Oder die Traurigkeit entwickelt sich zu einer Depression.»

Überforderte Eltern schlagen häufiger zu

Am häufigsten schlagen Eltern zu, wenn sie überfordert seien, so Georg Staubli. «Die Kinder entwickeln sich, sagen Nein, fordern und überfordern. Kommen dann noch eigene Probleme hinzu, etwa Arbeitslosigkeit oder finanzielle Schwierigkeiten, kann es zu Misshandlungen kommen.»

Fachleute empfehlen «Eltern am Anschlag», Rat bei einer der vielen kommunalen und kantonalen Anlaufstellen zu suchen.

1997 lancierte die Schweiz eine Präventionskampagne. «Schütteln Sie nie ein Baby!», warnten Fachleute im Film. Heute denken die Kinderschutzgruppen bereits über eine Neuauflage solch eindringlicher Botschaften nach.

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