In keinem anderen Kanton hat die Zahl der Coronafälle derart zugenommen wie in Genf. Der Westschweizer Kanton verzeichnete in den letzten zwei Wochen 295 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Das sind pro 100'000 Einwohner 59 Neuinfektionen.
Damit liegt Genf nur noch knapp unter dem Schwellenwert des Bundes für Risikoländer, wie der «Tagesanzeiger» berichtet. Vermeldet ein Land innert 14 Tagen über 60 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner, gilt es als Risikoland. Reisende, die in den letzten 14 Tagen in solchen Ländern oder Regionen waren, müssen nach Einreise in die Schweiz für zehn Tage in Quarantäne.
Quarantänepflicht ist kaum umsetzbar
Genf könnte die Risikoschwelle bald überschreiten. Konsequenzen wird das jedoch kaum haben. Eine Quarantänepflicht für einzelne Kantone lässt sich kaum umsetzen. Denkbar wäre aber, dass andere Länder den Kanton Genf auf eine Risikoliste setzen.
Genf liegt mit 59 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohnern deutlich über dem Schweizer Durchschnitt, der derzeit bei 17 Neuansteckungen liegt. Der Kanton Graubünden verzeichnet am zweitmeisten Neuinfektionen innert 14 Tagen, es sind mit 31 jedoch nur halb so viele wie in Genf.
Ball bei den Kantonen
Das Bundesamt für Gesundheit beobachtet die Lage in Genf, betont gegenüber SRF allerdings die Wichtigkeit von regional getroffenen Massnahmen.
Der Ball liegt somit weiterhin bei den Kantonen. Die Genfer Behörden haben mittlerweile auf die steigende Anzahl Neuinfektionen reagiert. Wie in den Kantonen Waadt und Jura gilt in Genf seit Dienstag in allen Läden eine Maskenpflicht.
Wir wollten der Bevölkerung ein klares Zeichen setzen: Das Virus ist noch da.
Händedesinfektion ist beim Betreten von Geschäften und öffentlich zugänglichen Räumen obligatorisch. Zudem muss das Servicepersonal in Restaurants, Bars und Clubs eine Maske tragen und es gelten strengere Regeln bei der Kontaktangabe in Diskotheken.
«Wir wissen, dass sich das Virus in geschlossenen Räumen gut verbreitet. Wir wollten der Bevölkerung ein klares Zeichen setzen: Das Virus ist noch da», sagt der Genfer Gesundheitsminister Mauro Poggia.
Schliessung der Clubs wird immer wahrscheinlicher
Kantonsarzt Jacque-André Romand erklärt die steigenden Fallzahlen mit Genfs Internationalität. «Genf ist eine Stadt mit vielen jungen Menschen. Dazu kommt, dass es an der Grenze liegt und es viele Grenzüberschreitungen gibt. Und es ist eine urbane Zone.»
Laut Romand stiegen die Infektionszahlen besonders bei den 20- bis 49-Jährigen stark an. Ein Grund dafür sind Bars und Nachtclubs, die in Genf als Infektionsherd gelten. So haben sich vorletztes Wochenende gemäss 20 Minuten an einer Rooftop-Party mindestens 20 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt.
Entsprechend bleiben die Genfer Behörden wachsam. Sollten die bisher verhängten Massnahmen nicht greifen, zieht Gesundheitsminister Mauro Poggia eine Schliessung der Diskotheken in Erwägung.