Die sechzigjährigen Küchenkästchen sind verschimmelt. In der Küchenwand klafft ein Loch. Und der Einbau-Backofen ist so verrostet, dass kein Zweifel besteht: Der ist Schrott! Solche Bilder schickte Liz I. dem «Kassensturz»-Redaktor. Ihr Problem: Vor zehn Monaten hatten sie und ihr Mann Willy in ihrer Wohnung einen Wasserschaden. Teile der Küche wurden zwar herausgerissen, aber bis heute nicht ersetzt.
Willy I. erinnert sich an einen Tag im letzten November: «Ich schaltete die Herdplatte ein und stellte eine Pfanne Wasser für die Suppe darauf. Plötzlich wurde es taghell, und ich wurde nach hinten an den Kühlschrank geschleudert.» Wasser im Herd hatte zu einem Kurzschluss geführt.
«Wir bekamen null Hilfe»
Die Demontage der verschimmelten Küche zog sich über Wochen hin. Für das Paar war keine verbindliche Planung einer seriösen Sanierung erkennbar. Darum haben sie seit Februar ihren Mietzins auf ein Sperrkonto hinterlegt.
Der Streit mit der Verwaltung eskalierte. Diese drohte mit der fristlosen Kündigung. Der Vorwurf: Die Mieter würden Handwerkern den Zugang zu ihrer Wohnung verwehren. «Das ist eine reine Behauptung der Verwaltung!», kontert Liz I.. Seit dem letztem März habe sich ja gar kein Handwerker mehr gemeldet, um einen Termin abzumachen. Und sie ergänzt: «Wir bekamen null Hilfe».
Einer der letzten Handwerker kam Ende Februar: Liz I. dokumentierte mit ihrer Handy-Kamera das Unfassbare: Ihr alter Herd wurde nach dem Kurzschluss wieder installiert – ohne fachgerechte Prüfung, einfach auf zwei Holzlatten unter die Küchenabdeckung geschoben. Eine solch fahrlässige Installation verstösst mehrfach gegen gesetzliche Normen. Der Herd darf so nicht gebraucht werden.
Das Paar beziffert ihre Extrakosten wegen dem Wasserschaden, dem Kurzschluss und der fehlenden Kochgelegenheit auf Tausende von Franken.
Verwaltung sieht sich nicht in der Verantwortung
Die Verwaltung, die Firma Strafin, lässt die schriftlich gestellten Fragen von «Kassensturz» unbeantwortet und schickt stattdessen ein Statement: «Diverse Dokumente und Belege» würden zeigen, dass das Mieterpaar eine Mitschuld an der verfahrenen Situation habe. Und was die Finanzen der Liegenschaft angehe: Da entscheide alleine der Eigentümer. Man sei aber dennoch um eine «rasche Lösung» bemüht.
«Kassensturz» möchte auch mit dem Eigentümer sprechen. Doch dieser lehnt jeglichen Kontakt ab. Im Verlauf der Recherche verkaufte der Eigentümer die Liegenschaft an eine Zürcher Immobilienfirma, ohne die Mieter zu informieren.
Mieterverband: Eigentümer hat Sorgfaltspflichten verletzt
Für Beat Leuthardt, Co-Geschäftsleiter vom Basler Mieterverband, ist klar: «Der Hauseigentümer haftet für Mängel an der Mietsache. Dann ist der Mietzins nicht mehr voll geschuldet. Hier kommt noch dazu, dass ein gefährlicher Herd reinstalliert wurde. Das ist überaus verantwortungslos!»
Die Befürchtung: Die neue Eigentümerin könnte bald allen Mietern kündigen, das Haus sanieren und dann viel teurer wieder vermieten. «Bei einem Eigentümerwechsel ist das ein üblicher Trick», weiss Leuthard.
Die neue Eigentümerin, die Firma Novavest, beschwichtigt per Email: Das werde nicht passieren. Und: Liz und Willy I. würden schon bald eine neue Küche bekommen.