Jetzt ist sie leer, die altehrwürdige Stadtkaserne, mitten in Frauenfeld, direkt beim Bahnhof. Ein prägender Ort für Tausende junge Schweizer Männer, die im Thurgauer Hauptort Militärdienst leisteten. Seit dem Jahreswechsel ist die Kaserne nicht mehr in den Händen der Armee.
Stattdessen: Schlüsselübergabe vom Militär an die Stadt, die jetzt dafür zuständig ist, dem Areal neues Leben einzuhauchen.
Eine neue Messehalle hat niemals eine solche Ausstrahlung.
Marco Wehrli schwärmt auf dem Rundgang mit SRF vor allem von der Doppelreithalle. Er ist Projektentwickler der Stadtkaserne in Frauenfeld: «Diese Halle ist ein Traum. Sie hat viel Patina, Charisma, Ausstrahlung, Charme und Geschichte. Die Halle atmet Geschichte. Eine neue Messehalle hat niemals eine solche Ausstrahlung.»
Interesse gross – trotz Mängeln
Aus der bislang verschlossenen Stadtkaserne soll ein offener, lebendiger Ort werden. «Konzerte können hier stattfinden. Eine mobile Skateanlage für Jugendliche wäre auch denkbar», sagt Wehrli. Daneben sollen weitere Veranstaltungen stattfinden, auch ein gastronomisches Angebot soll es geben.
Doch: Die Zeit hat Spuren hinterlassen. Beim Rundgang wirkt das verwinkelte Gebäude teilweise marode. In den Nebengebäuden sieht es nach Lagerraum aus. Marco Wehrli sagt: «Es gibt auch unbeheizte Räume. Aber wir haben bereits über 120 Bewerbungen.» Grosse Renovationen sind indes keine geplant. Die Stadt will künftig jährlich einen sechsstelligen Betrag für den Unterhalt aufwenden.
Das Interesse und die Hoffnungen in die neue Stadtkaserne sind gross. An den Informationsveranstaltungen treffen sich Bürgerinnen und Bürger, Interessierte. Ein Gast sagt: «In Frauenfeld fehlt ein Ort für Treffen, Austausch, Kreativität. In meinen Augen ist es eine Chance, dass dieser Raum hier entstehen kann.»
Die Stadtkaserne will vor allem Leute anziehen, die Leben in die Gebäude bringen, die lokales Gewerbe fördern und kreativ sind. Keine Leute, welche die Räumlichkeiten als günstigen Lagerraum nutzen. Deshalb seien die Mietpreise und die Gesamtrechnung bereits überschlagen worden, sagt Stadtpräsident Anders Stokholm: «Wir müssen schauen, dass wir einen Mix hinkriegen. Dass wir Nutzer finden, die eine volle Miete zahlen und andere, denen Begegnungen ermöglicht werden.»
Mietende bis im Frühling bestimmt
Ein Bierbrauer, ein Verein oder jemand, der ein Museum machen will – die Liste der Bewerbungen ist lang. Es gibt aber noch Arbeit. Projektentwickler Marco Wehrli sagt: «Wir müssen eine Übersicht gewinnen. Was ist in den Räumen vorhanden? Wie ist der Zustand dieser Räume? Und es braucht noch Brandschutzabklärungen und statische Abklärungen.»
Wer mieten darf, wird bis im Frühling bestimmt. Schon im Sommer soll der neue, vielfältige Treffpunkt in Frauenfeld stehen.