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Millionenschaden bei Ruag Betrug und Millionenschaden bei der Ruag

  • Die Eidgenössische Finanzkontrolle EFK findet bei ihrer Untersuchung zu Unregelmässigkeiten bei einem Geschäft mit Leopard-1-Panzern Hinweise auf möglichen Betrug bei der Ruag in 26 Fällen.
  • Der finanzielle Schaden für den Bund könnte im hohen zweistelligen Millionenbereich liegen.
  • Das VBS als Eigner der Ruag habe seine Aufsichtsfunktion mangelhaft wahrgenommen, kritisiert nebst der EFK auch die Geschäftsprüfungskommission des Ständerats.

Bei der Ruag soll betrogen worden sein. Im Fokus steht ein ehemaliger Kadermitarbeiter der Ruag. Dass es so weit kommen konnte, hat auch mit Versäumnissen der Ruag-Führung und des Verteidigungsdepartements unter Bundesrätin Viola Amherd zu tun.

Auf dem Dach des Hauptsitzes steht die Firmenbezeichnung Ruag.
Legende: Die Ruag mit Hauptsitz in Bern wird von einer Korruptionsaffäre durchgeschüttelt. KEYSTONE/Anthony Anex

Dass es beim Ruag-Konzern möglicherweise nicht mit rechten Dingen zu und her geht, dass es zu Unregelmässigkeiten beim Kauf und Handel von Leopard-Panzern und Einzelteilen kam, darüber hat die Finanzkontrolle schon vor einem Jahr berichtet. Doch jetzt zeigt sich erstmals das Ausmass der Geschichte: Für die Ruag und den Bund dürfte ein finanzieller Schaden in einem hohen zweistelligen Millionenbereich entstanden sein. Dabei handelt es sich um eine Schätzung der EFK.

Simples Betrugsmodell

Der Betrug lief mutmasslich so ab: Der beschuldigte Kadermitarbeiter kaufte Material ein und verkaufte dieses unter dem Wert weiter, unter anderem an eine Firma, bei der seine Ehefrau in der Geschäftsleitung sitzt. Diese konnte dann auf dem freien Markt potenziell hohe Gewinne erzielen. Der Ruag hingegen entstand finanzieller Schaden in Millionenhöhe.

Weiter nennt die EFK nicht nachvollziehbare Transaktionen zum Nachteil der Ruag oder mutmasslich gefälschte Rechnungen. «Es gibt 26 potenzielle Betrugsfälle», sagt Pascal Stirnimann, der Leiter der EFK. Gegen den ehemaligen Kadermann der Ruag ermitteln die deutschen Behörden seit einiger Zeit.

Ein Leopard Panzer der Armee steht in einem Depot.
Legende: Leopard-Panzer der Schweizer Armee stehen am Ursprung der Korruptionsaffäre bei der Ruag. Keystone/Gian Ehrenzeller

Die EFK spricht von deutlichen Hinweisen auf Betrug und somit von «substanziellen Anhaltspunkten von mutmasslich strafrechtlichem Verhalten in mehreren Fällen.» Doch auch die Ruag habe sich fehlerhaft verhalten. So sei eine Meldung über die mutmasslichen Betrügereien nicht korrekt weitergeleitet und bearbeitet worden. Dabei habe es konkrete Hinweise zu den Vorfällen gegeben, dass Ersatzteile und Material deutlich unter Marktpreisen veräussert werde und dadurch eine persönliche Bereicherung stattfinde. Die Ruag habe die Meldung nicht unabhängig untersucht und es unterlassen, die notwendigen Schritte einzuleiten.

Stellungnahme GPK-S

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Die Geschäftsprüfungskommission des Ständerats reagiert auf die Untersuchungen der Eidgenössischen Finanzkontrolle. Die von der EFK festgestellten Mängel seien besorgniserregend, konkret die Führung der RUAG durch den Eigner, also das VBS. Wegen dieser schweren Mängel in der Geschäftsführung will die Geschäftsprüfungskommission des Ständerats weitere Abklärungen tätigen. Zu diesem Zweck will sie die neue Führung der RUAG und den oder die neue Vorsteherin des Verteidigungsdepartements befragen.

Eigentümer der Ruag ist das VBS. Dieses hätte die Ruag strategisch besser steuern und kritischer begleiten müssen, sagt die EFK. Ob dabei die abtretende Bundesrätin Viola Amherd Fehler gemacht habe? Das sei nicht an ihnen, dies zu beurteilen, sagt Pascal Stirnimann. Die EFK hat ihre Untersuchung abgeschlossen, ihre Berichte liegen vor. Die Sachverhalte seien aufzuarbeiten und den Strafverfolgungsbehörden zu übergeben.

Die Ruag Holding

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Die Ruag hat ihren Sitz in Bern und ist auf Luft- und Raumfahrt sowie Rüstung spezialisiert. Das Unternehmen befindet sich vollständig im Besitz der Eidgenossenschaft. Im Jahr 2019 wurde Ruag in zwei eigenständige Gesellschaften aufgeteilt:

In die Ruag International Holding AG: Sie ist auf die zivile Luft- und Raumfahrttechnik fokussiert.

In die Ruag MRO Holding AG: Sie arbeitet als Dienstleisterin für die Armee und im Bereich Sicherheit. Für die Armee stellt sie die Einsatzbereitschaft und Weiterentwicklung der Systeme der Schweizer Armee sicher. Das heisst unter anderem Reparatur und Wartung. Zum Beispiel von Panzern.

Die Ruag beschäftigt insgesamt rund 5600 Mitarbeitende und erzielt einen Umsatz von über 1.6 Milliarden Franken.

Die ganze Affäre geht zurück auf einen Rüstungshandel aus dem Jahr 2016: Die Ruag kaufte damals in Italien 100 Leopard-1 und dazugehörige Ersatzteile. Schon damals mit der Idee, die Panzer oder Panzerteile wieder weiterzuverkaufen. Die Eidgenössische Finanzkontrolle prüfte dieses Geschäft mit den alten Leopard-1-Panzern und stellte bereits da grosse Mängel fest.

SRF 4 News, 24.02.2025, 23 Uhr

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