- Minderjährige Asylsuchende, die ohne Begleitung von Erwachsenen eingereist sind, werden in den Bundesasylzentren ungenügend betreut.
- Eine ständige und persönliche Betreuung der Jugendlichen sei nicht gewährleistet.
- Die Nationale Kommission zur Verhütung von Folter (NKVF) empfiehlt dem Staatssekretariat für Migration, das Betreuungssystem für unbegleitete Jugendliche (UMA) zu prüfen und anzupassen.
Trotz der stark gestiegenen Zahl von Asylsuchenden solle eine professionelle und kontinuierliche Betreuung aller Jugendlichen gesichert sein. Die unbegleiteten Minderjährigen in den Bundesasylzentren sind zum grössten Teil männlich. Für die Mädchen unter ihnen fehle es – abgesehen von der Schule – an einer Tagesstruktur, kritisiert die NKVF. Wichtige Bezugspersonen der Mädchen seien eher Lehrerinnen und Lehrer als sozialpädagogische Mitarbeitende.
Mädchen getrennt unterbringen
Untergebracht waren die Mädchen in eigenen Zimmern im selben Trakt wie unbegleitete Burschen oder in einem Raum mit allein reisenden Frauen. Das zuständige Staatssekretariat für Migration (SEM) fordert die NKVF auf, Mädchen getrennt von Burschen und Männern unterzubringen und in der Regel auch getrennt von erwachsenen Frauen.
Dass ab Februar 2022 immer mehr unbegleitete minderjährige Burschen in der Schweiz um Asyl gebeten haben, hat sich auf die Betreuung der Jugendlichen laut NKVF «sichtbar negativ» ausgewirkt. Dass sich bestimmte sozialpädagogische Mitarbeitende um bestimmte Jugendliche kümmerten, konnte nicht aufrechterhalten werden.
Kümmern hiess unter diesen Vorzeichen, dass praktische Aspekte der Unterbringung im Vordergrund und auffällige Jugendliche im Mittelpunkt standen. Zu kurz kam laut NKVF-Bericht strukturierte Fallarbeit mit dokumentierten Eintritts- und Zwischengesprächen der sozialpädagogischen Bezugspersonen. Die Anliegen der Mädchen seien neben jenen der Burschen oft untergegangen.
Rechte der Jugendlichen verletzt
Die Kommission sieht für die UMA das übergeordnete Kindesinteresse sowie das Recht auf Schutz sowie auf Ruhe und Freizeit, Spiel und dem Alter entsprechende aktive Erholung verletzt. In der Pflicht seien das SEM und für die Betreuung der Asylsuchenden beauftragte Organisationen, aber wegen fehlender Ressourcen auch die Politik.
Das Staatssekretariat für Migration schreibt in einer Stellungnahme zum Bericht, dass die Betreuung der mittlerweile rund 1700 unbegleiteten jugendlichen Asylsuchenden gemäss «UMA-Handbuch» nicht nur mehr Personal, sondern auch eine wesentlich grössere Infrastruktur erfordere. In den Asylregionen seien derzeit über 60 Vollzeitstellen in der Betreuung der Minderjährigen nicht besetzt.
Die Mitarbeitenden der Bundesasylzentren seien bemüht, trotz Personalmangels auf die Bedürfnisse der Mädchen einzugehen. Zur Abhilfe würden Mädchen nun in einzelnen Bundesasylzentren zusammengeführt. Die personellen Ressourcen, um Mädchen und Burschen spezifisch zu betreuen, fehlten aber weiterhin.
Mit der hohen Zahl von unbegleiteten Minderjährigen häuften sich Fragen zur Bewältigung des Alltags, hielt das SEM weiter fest. Zur Entlastung der Sozialpädagogen und -pädagoginnen solle nun Unterstützungspersonal ausgebildet werden, das einfachere Alltagsaufgaben übernehmen könne. Auch will das SEM das «UMA-Handbuch» überarbeiten.